Das waren die Nordischen Filmtage 2021 in Lübeck

Das Festivalkino ist zurück und das (fast) in seiner alten Form. Besser kann man die diesjährigen Nordischen Filmtage in Lübeck kaum beschreiben. Volle Kinosäle trotz 3G-Kontrollen, wunderbare Filme und ganz viele filmbegeisterte Menschen – wie sehr ich das doch vermisst habe. 

Dass die Nordischen Filmtage in Lübeck zu meinen absoluten Lieblingsfestivals gehören, ist sicherlich kein Geheimnis. Und nach einer komplett virtuellen Ausgabe im vergangenen Jahr war im November 2021 endlich wieder Präsenz angesagt. Und sie kamen alle: 142 nationale und internationale Filmschaffende, 458 Fachbesucher:innen und noch viel mehr Kinobesucher sprechen eine deutliche Sprache: Das Festival-Kino ist endlich wieder da!

130 Filme standen zur Auswahl, etwa 80% auch online auf der eigenen VOD-Platform. Das Festival hatte nämlich schnell und gut erkannt, dass sich der Zuschauerkreis durch ein hybrides Festival noch deutlich steigern lassen kann. Seien es ehemalige Lübecker, die „ihr“ Festival vermisst haben oder einfach filmbegeisterte Menschen, die es aus vielfältigen Gründen nicht persönlich nach Lübeck geschafft haben: Für das Festival bedeutet das 5416 Filmabrufe, und wenn man einmal vorsichtig schätzt, dass im Durchschnitt jeweils zwei Personen einen Stream geschaut haben, sind das etwa 11.000 zusätzliche Festival-Besuche. Dem gegenüber stehen 13.431 Besucher in den Kinos. Eine stolze Summe. 

Natürlich lassen sich die Zahlen nicht mit den Vorjahren vergleichen. Schließlich fand das Festival im vergangenen Jahr nur online statt, 2019 gab es einen zusätzlichen Festivaltag und in diesem Jahr einen Programmslot weniger aufgrund der Corona-bedingten Reinigungszyklen. Also wagen wir gar nicht erst den Versuch, hier irgendeinen Vergleich anzustellen. In diesem Jahr genügt das gute Gefühl. 

Als besonderen Gast begrüßte das Festival in diesem Jahr die dänische Schauspielerin Trine Dyrholm. In einer Hommage wurde fünf ihrer besten Filme gezeigt, zudem hatte sie ihr neuestes Werk dabei: DIE KÖNIGIN DES NORDENS (    ), das von den Lübeckern begeistert empfangen wurde und am 30. Dezember in die deutschen Kinos kommt.

Das Programm, dass der neue künstlerische Leiter Thomas Hailer mit seinem Team zusammengestellt hat, konnte sich wirklich sehen lassen. Schon der isländische Eröffnungsfilm COP SECRET (    ) konnte begeistern, weil er als Action-Film eigentlich so untypisch war für ein Filmfestival. Umso schöner, dass der Film auch noch den Preis für das beste Regiedebüt einstreichen konnte. 

Aber auch ein Blick ins Wettbewerbsprogramm offenbarte so manches Highlight: Sei es das mythische Drama LAMB (    ) von Valdimar Jóhannsson aus Island, die absurd-skurrile Komödie THE MIDDLE MAN (    ) von Meisterregisseur Bent Hamer, das subtile Horror-Drama THE INNOCENTS (    ) von Eskil Vogt, das zauberhafte Biopic TOVE (    ) von Zaida Bergroth oder das eindrucksvolle Porno-Drama PLEASURE (    ) von Ninja Thyberg. Alle von mir gesichteten Filme konnten durchweg überzeugen. 

Auch im Kinder- und Jugendfilmbereich sieht die Bilanz ähnlich aus. Besonders der wunderbare Film NINJABABY (    ) von Yngvild Sve Flikke kam so gut an, dass er prompt in dieser Kategorie den Preis gewann. Aber auch die charmante Komödie KIDS OF THE NIGHT (    ) konnte bei mir und beim Publikum punkten.

Auch in Serien-Sektion lieferten die Nordischen Filmtage ordentlich ab. Hier legte mein isländischer Lieblingsregisseur Baldvin Z die ersten beiden Episoden seiner neuen Serie JOURNEY (    ) vor, während Dagur Kári sich mit WELCOME TO UTMARK (    ) in die absurde Provinz Norwegens begibt. 

Besonders erfreulich war zudem, dass mir in Lübeck vier Regisseur:innen Rede und Antwort standen. Die Interviews mit Hannes Þór Halldórsson (COP SECRET), Valdimar Jóhannsson (LAMB) und Bent Hamer (THE MIDDLE MAN) erscheinen zum jeweiligen Kinostart. Das Gespräch mit der wunderbaren Yngvild Sve Flikke über ihren Film NINJABABY bereits in Kürze.

Die nächsten Nordischen Filmtage finden von 2. bis 6. November 2022 in Lübeck statt. 

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