Die Kairo Verschwörung

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Mit seinem Thriller DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG lässt uns Regisseur und Drehbuchautor Tarik Saleh hinter die Mauern der wichtigsten Islam-Schule schauen – und konstruiert darin eine packende Geschichte.

Für Adam (Tawfeek Barhom) geht ein Wunsch in Erfüllung: Der Sohn eines Fischers erhält tatsächlich ein Stipendium der renommierten Azhar-Universität in Kairo, dem Epizentrum der Macht im sunnitischen Islam. Als kurz nach Beginn seines Studiums das Oberhaupt der Universität, der Großimam, stirbt, beginnt ein Kampf um seine Nachfolge. Da der Geheimdienst natürlich unbedingt einen Nachfolger will, der dem Staat Ägypten wohl gesonnen ist, wird der dubiose Regierungsbeamte Ibrahim (Fares Fares) damit beauftragt, bei der Wahl ein wenig nachzuhelfen. So rekrutiert Ibrahim den naiven Adam als Informant und bringt ihn damit nicht nur mitten zwischen die Fronten der religiösen und politischen Eliten des Landes, sondern auch in große Lebensgefahr…

Nach seinem Hollywood-Ausflug mit „The Contractor“ und Episoden der Serie „Westworld“, hat der in Schweden geborene Regisseur und Drehbuchautor Tarik Saleh nach „Die Nile Hilton Affäre“ erneut mit seinem Lieblingsschauspieler Fares Fares zusammengearbeitet. Herausgekommen ist ein spannender Thriller, der den Zuschauer direkt in das Zentrum der islamischen Macht führt. Da Saleh jedoch seit Jahren nicht mehr nach Ägypten einreisen darf, drehte er DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG kurzerhand in der Türkei. Das fällt nicht weiter auf und selbst wenn man wie ich mit Religion nichts anfangen kann, bleibt immer noch ein ultra-spannender Thriller übrig. Denn Saleh versucht hier niemanden vom Islam zu überzeugen, nicht einmal ansatzweise, sondern zeigt uns eine Welt, die selbst den meisten Menschen im Islam verborgen bleibt.

Ein wenig erzählt Tarik Saleh dabei auch seine eigene Geschichte, denn sein Großvater, der in einem kleinen Dorf namens Fisha Bana im Nil-Delta geboren wurde, wurde seinerzeit an der Azhar-Universität angenommen. Er war damit der erste in seinem Dorf, der eine echte Ausbildung erhielt.

Auf die Idee zur Story kam Saleh dann, als er noch einmal den Roman „Der Name der Rose“ von Umberto Eco las und sich die Frage stellte, ob man eine solche Geschichte nicht auch in einem islamischen Kontext erzählen könnte. Auch wenn er damit sicherlich nicht dazu beigetragen hat, wieder nach Ägypten einreisen zu dürfen, ließ ihn die Idee nicht mehr los.

Mit seiner komplexen Story kann DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG auf ganzer Linie überzeugen. Nach der Weltpremiere in Cannes und der Deutschland-Premiere beim Filmfest Hamburg kommt DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG jetzt endlich auch in unsere Kinos.