Der Film der Woche

Üben Üben Üben

05.09.2024

Mit traumhaften Landschaften und einer beeindruckenden Hauptdarstellerin erzählt Filmemacher Laurens Pérol in seinem Spielfilmdebüt ÜBEN ÜBEN ÜBEN von einem ganzen speziellen und musikalischen Roadtrip durch Norwegen.

Als die 18-jährige Trine (Kornelia Melsæter) von der Oper in Oslo die Einladung zu einem Vorspielen erhält, ist sie ganz aus dem Häuschen. Direkt darauf folgt jedoch die Ernüchterung, schließlich hat sich die bekennende Klimaschützerin dazu entschieden, niemals zu fliegen. Also macht sie sich in ihrer knallgelben Jacke per Anhalter auf die knapp 1.500 km lange Reise von den Lofoten im nördlichen Norwegen in die Hauptstadt, obwohl sie dafür nur fünf Tage Zeit hat. In jeder freien Minute packt sie ihre Trompete aus, um zu üben und trifft auf ihrem Weg auf die unterschiedlichsten Charaktere. Wird es ihr gelingen, ihre Liebe zur Musik mit der zur Natur in Einklang zu bringen?

Für sein abendfüllendes Spielfilmdebüt hat sich Laurens Pérol vieles auf die Fahnen geschrieben. Die ersten Schritte nahm der Film bei den Hofer Filmtagen, wo schon sein Pilot- und Proof-of-Concept Kurzfilm „Developing a Language“ eingeladen wurde. Auch ÜBEN ÜBEN ÜBEN war dort 2023 zu sehen und wurde am Ende mit dem Kritikerpreis ausgezeichnet. Kein schlechter Start für einen Film, der mit einem Mikrobudget und einer kleinen Gruppe von Freunden und Filmstudenten in einem kleinen Dorf in Nord-Norwegen entstanden ist. Vielleicht wirkt der Film dadurch an der einen oder anderen Stelle ein wenig holprig, man merkt ihm aber zu jedem Zeitpunkt an, dass er mit immens viel Liebe entstanden ist. Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich bei meiner Erstsichtung bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck im November 2023 nicht hundertprozentig überzeugt war. Aber je mehr Zeit verstrich, und je mehr ich über den Film und seine Entstehung erfahren habe, desto höher stieg er in meiner Gunst empor. Und als Laurens Pérol dann am Ende den Preis für das beste Regiedebüt erhielt, war ich mit dieser Entscheidung absolut d’accord.

Ich bin selbst ein großer Fan von Erstlingswerken, da man dort immer wieder etwas Neues entdecken kann. Sei es eine alternative Herangehensweise, Experimentierfreude oder einfach nur der Umgang mit kreativen Herausforderungen. Deshalb bin ich bei solchen Filmen von vorn herein gnädiger, was kleine Fehler oder Unstimmigkeiten angeht. Ich finde es wesentlich interessanter, wie sich der Regie-Nachwuchs seinen Weg bahnt.

So auch bei ÜBEN ÜBEN ÜBEN: Durch die sehr reduzierten Dialoge fiel es mir teilweise schwer, eine emotionale Bindung zur Hauptfigur aufzubauen. Zwar konnte ich nachvollziehen, warum ihr dieses Vorspielen so viel bedeutet und warum ihr der Klimaschutz so wichtig ist, bei einigen Begegnungen konnte ich jedoch ihre Handlungen in bestimmten Momenten nicht immer nachvollziehen. Das hat mich zwar in genau diesem Moment gestört, war aber nach den gerade einmal 79 Minuten Laufzeit schon wieder vergessen.

ÜBER ÜBEN ÜBEN ist ein wunderschönes Roadmovie, in dem die faszinierende Landschaft Norwegens die heimliche Hauptrolle spielt. Ich habe es selbst bislang leider nur nach Stavangar und Bergen geschafft (plus einem Kurztrip nach Oslo), aber der Film hat in mir definitiv die Leidenschaft geweckt, gerade die nördlicheren Gefilde in naher Zukunft einmal zu erkunden.

Nachdem der Film im Juni dieses Jahres auch beim Filmfest Emden-Norderney vom Publikum überschwänglich empfangen wurde, hat es mich ungemein gefreut, dass er nun dank des Arsenal Filmverleihs auch regulär in die Kinos kommt. Und für die Zukunft bin ich gespannt, was wir von Laurens Pérol noch so alles erwarten dürfen. Ich bin mir sicher: Das wird groß!

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
FSK noch unbekannt

Originaltitel

Å Øve (Norwegen / Deutschland 2023)

Länge

79 Minuten

Genre

Drama

Regie

Laurens Pérol

Drehbuch

Laurens Pérol

Darsteller

Kornelia Melsæter, Fride Snipsøyr Holøs, Trine Eilertsen, Eva Bühler, Sebastian Bühle,r Ola Bühler, Elodie Bühler, Mari Røttereng, Lone Smevik, Willem Klipp, John-Inge Johansen, Even Bie Larsen

Verleih

Arsenal Filmverleih GmbH

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