Wer ein Faible für Monsterfilme hat, dem dürfte der Autor und Regisseur Guillermo del Toro nicht unbekannt sein. Mit FRANKENSTEIN hat sich dieser nun seinen Kindheitstraum erfüllt…
Wir schreiben das Jahr 1857: Auf dem Weg zum Nordpol bleibt die Expedition von Captain Anderson (Lars Mikkelsen) im arktischen Eis stecken. Während die Besatzung mit allen Mitteln versucht, das Schiff wieder freizubekommen, stoßen die Männer plötzlich auf den schwerverletzten Dr. Victor Frankenstein (Oscar Isaac, „Ex Machina“, „Inside Llewyn Davis“), der von einer scheinbar übermenschlichen Kreatur verfolgt wird. Mit Müh und Not bringen sie den Mann an Bord, und kurzzeitig gelingt es ihnen auch, das Monster (Jacob Elordi, „Priscilla“, „On Swift Horses“) abzuwehren.
Als er wieder zu Kräften kommt, beginnt Victor Frankenstein seine Geschichte zu erzählen: vom frühen Tod seiner Mutter (Mia Goth, „X“, „Pearl“), der Geburt seines Bruders William (Felix Kammerer, „Im Westen nichts Neues“) und seinen ersten Versuchen, Verstorbene zurück ins Leben zu holen. Aber erst durch die großzügige Finanzierung von Harlander (Christoph Waltz, „Django Unchained“, „Inglorious Basterds“), dem Onkel seiner zukünftigen Schwägerin Elizabeth Lavenza (ebenfalls Mia Goth), kann sich Frankenstein vollends in seine Forschungen stürzen. Dabei erschafft er ein Wesen, das sein Leben für immer verändern wird…
Im Alter von gerade einmal sieben Jahren sah Guillermo del Toro die Frankenstein-Filme von James Whale und erkannte in den Augen von Boris Karloff sein Schicksal: Gothic Horror ist seitdem sein Steckenpferd, und del Toro zeichnet sich für einige der besten Filme des Genres verantwortlich. Ob „Hellboy“ (2004), „Pans Labyrinth“ (2006), „Shape of Water“ (2017) oder zuletzt „Pinocchio“ (2022): Immer wieder zeigt del Toro, dass er es wie kein anderer Regisseur versteht, diese Kreaturen nicht nur zum Leben zu erwecken, sondern ihnen auch eine Seele zu geben.
Auch in FRANKENSTEIN ist das nicht anders. Zwar hält sich del Toro an die klassische Aufteilung des Original-Romans von Mary Shelley – erst wird die Geschichte aus Victors Sicht, dann aus der des Monsters erzählt –, er fügt der Story aber behutsam eine neue Sichtweise hinzu. Denn für ihn steckten in Mary Shelleys Roman schon immer unendlich viele Fragen wie sie nur in der Seele von jungen Menschen brennen können. Wer ist in dieser Geschichte eigentlich das wahre Monster?
Diese existentielle Frage scheint del Toro anzutreiben, und so versucht er sie in allem Umfang mit seinem Film zu ergründen. Dank der großzügigen Finanzierung durch Netflix konnte der Regisseur bei der Umsetzung aus dem Vollen schöpfen. Imposante Sets vermischen sich mit eindrucksvollen Landschaften und um so interessanteren Figuren. Es gab schon viele Verfilmungen dieser Geschichte, aber keine hat mich im selben Maße beeindruckt wie diese hier.
Gedreht hat del Toro viele seiner Aufnahmen in Schottland, u.a. in meiner Lieblingsstadt Edinburgh, aber auch in Glasgow und Aberdeenshire. Besonders der Verzicht auf künstliche Settings aus dem Computer macht FRANKENSTEIN so besonders.
Seine wahre Strahlkraft verbreitet FRANKENSTEIN aber erst auf der großen Leinwand, und so bin ich äußerst froh, dass Netflix dem Film einen (zumindest zweiwöchigen) Kinostart gönnt, bevor er ab dem 07.11.2025 beim Streamingdienst zu sehen sein wird.
Frankenstein (USA 2025)
150 Minuten
Drama / Horror / Science-Fiction
Guillermo del Toro
Guillermo del Toro, nach dem Roman "Frankenstein; Or, the Modern Prometheus" von Mary Shelley
Dan Laustsen, ASC, DFF
Oscar Isaac, Jacob Elordi, Mia Goth, Christoph Waltz, Felix Kammerer, Charles Dance, David Bradley, Lars Mikkelsen, Christian Convery
Netflix