Sofia Coppola ist mittlerweile bekannt für ihre exzellenten Regie-Arbeiten. In ihrem neuen Film konzentriert sie sich meisterlich auf PRISCILLA, die bereits in jungen Jahren die Rock’n’Roll-Ikone Elvis Presley kennengelernt und geheiratet hat.
West-Deutschland in den späten 1950er Jahren: Der Teenager Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny) ist gerade einmal 14 Jahre alt, als sie zu einer Party mit Elvis Presley (Jacob Elordi) eingeladen wird. Obwohl er bereits ein Weltstar ist, wird er in privaten Momenten für sie zu einer Art Crush, sowie einem Verbündeten in der Einsamkeit. Durch ihre Augen erzählt Coppola die wenig bekannte Geschichte von Elvis‘ Umwerben des jungen Mädchens und der doch sehr frühen Hochzeit. Ein großer amerikanischer Mythos, der sich über mehrere Dekaden und Ozeane spannt – von der Army Base, auf der sie sich zum ersten Mal begegnet sind, bis hin zum traumhaften Anwesen Graceland…
Mit PRISCILLA hat Sofia Coppola die Memoiren von Priscilla Presley verfilmt. Der Film könnte daher vermutlich gar nicht näher an der Wahrheit liegen. Nach dem opulenten „Elvis“ von Baz Luhrman, der bewusst die negativen Kapitel ausgelassen hat, legt Coppola mit PRISCILLA das absolute Gegenstück vor. Auch wenn sie gar nicht vorhatte, den Mythos „Elvis“ auseinanderzunehmen, lässt sich das nicht gänzlich vermeiden. Schließlich liegt ihr Fokus ganz klar auf Priscilla. Ihr Blick auf die Dinge ist dann letztendlich auch das Einzige, was zählt – ganz egal, ob dabei ein kontrollsüchtiger und medikamentenabhängiger Musiker zum Vorschein kommt.
Neben der einfühlsamen Regie Coppolas gibt es einen weiteren Punkt, warum PRISCILLA so überragend geworden ist: Cailee Spaeny. Sie spielt die titelgebende Priscilla mit soviel Hingabe, dass es eine wahre Freude ist, ihr dabei zuzusehen. Kein Wunder, dass sie für ihre Darstellung in Venedig, wo der Film seine Premiere feierte, als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde. Die Einsamkeit ihrer Figur ist in jedem Blick, jeder Geste zu spüren. Ihre Wandlung vom schüchternen, zurückhaltenden, ja fast schon unterwürfigen Mädchen bis hin zum großen Befreiungsschlag 14 Jahre später, ist schier eindrucksvoll.
Bei der Entwicklung des Films wurde Coppola zudem vor ein großes Problem gestellt. Der Presley-Nachlass verbot ihr die Nutzung jeglicher Songs der Musiklegende. Daher war Umdenken angesagt, was ihr mit Hilfe diverser Künstler gelang, darunter auch der Band „Phoenix“ ihres Ehemanns Thomas Mars. Ich habe mich bei der Sichtung zwar kurzzeitig gewundert, warum überhaupt keine Elvis-Songs zu hören waren, aber Coppolas erstklassiger Soundtrack passt so wundervoll auf die einzelnen Szenen, dass der Gedanke sehr schnell verflogen ist.
Man könnte über PRISCILLA noch so viel sagen, aber manchmal ist es einfach besser, den Film mit eigenen Augen zu sehen. Und wenn das Filmjahr 2024 mit einem solchen Meisterwerk startet, dann kann es nur ein tolles Jahr werden.
Priscilla (USA 2023)
113 Minuten
Biographie / Drama
Sofia Coppola
Sofia Coppola
Cailee Spaeny, Jacob Elordi, Dagmara Dominczyk, Ari Cohen, Tim Post, Olivia Barrett, Rodrigo Fernandez-Stoll, Daniel Beirne, Dan Abramovici, R Austin Ball, Tim Dowler-Coltman, Matthew Shaw, Stephanie Moore, Luke Humphrey, Deanna Jarvis, Jorja Cadence, Josette Halpert, Evan Annisette, Stephanie Moran, Daniel Lipka, Raine Monroe-Boland, Kamilla Kowal, Gwynne Phillips, Conni Miu, Emily Mitchell, Megan Dallan, Tonia Venneri, Erin Mackinnon, Mary Kelly, Paige Leblanc, Anna Mirodin, Sarah Dodd, Alanis Peart, Kelaiah Guiel, Andrew Mackay, Kelly Irene Whyte, Shawn Fraser, Kassandra C.A. Gray, Fegan Decordova
MUBI