Black Phone 2

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

„The Black Phone“ von Scott Derrickson war einer der besten Horror-Thriller des Kinojahres 2022. Am Ende war der mörderische Kindesentführer, der unheimliche Greifer (Ethan Hawke), tot, und die beiden jugendlichen Helden, die Geschwister Finney (Mason Thames) und Gwen Blake (Madeleine McGraw), hatten nur mit knapper Not überlebt. Wie will man bei dieser Konstellation einen Nachfolgefilm drehen? Regisseur Scott Derrickson hat es mit BLACK PHONE 2 versucht.

Vier Jahre nach dem Tod des Greifers zuckt Finney beim Läuten eines Telefons jedesmal zusammen. Er hat immer noch nicht die Geschehnisse von damals, als er im Keller eingesperrt war, verarbeitet. Da erhält seine Schwester Gwen, die mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattet ist, einen Anruf aus einer einsam gelegenen Telefonzelle, die sich am Ufer eines zugefrorenen Bergsees befindet. Ein Kind bittet verzweifelt um Hilfe. Gleichzeitig sieht sie in einem ihrer Albträume, wie ein Angreifer die jugendlichen Bewohner eines Winterferienlagers bedroht.

Kurz entschlossen machen sich die Geschwister mit einem Kumpel auf zum hoch in den Bergen gelegenen Alpine Lake – sehr zum Unwillen ihres überforderten Vaters Terrence (Jeremy Davies). Im Camp trotz Schneesturm heil angekommen, sind die drei die einzigen Gäste. Und die Heimleitung hatte schreckliche Informationen parat: Angeblich sind drei Jungen im See ertrunken, die immer wieder vom Grund hochkommen und auf der Unterseite der dicken Eisdecke einen Buchstaben mit dem Fingernagel einritzen. Wie gruselig ist das denn!

Irgendwann spüren Finney und Gwen, dass ihre Familie persönlich in das entsetzliche Geschehen involviert ist. Ist der Greifer aus dem Totenreich zurückgekehrt? Und dann ist die grässliche Maske des Greifers plötzlich im Bild…

Scott Derrickson und sein Co-Drehbuchautor C. Robert Cargill haben gar nicht erst versucht, eine kohärente, schlüssige Geschichte zu erzählen. Sie nutzen archetypische Versatzstücke des Horrorfilm-Genres und mischen sie kräftig durch. So bietet sich als Untertitel von BLACK PHONE 2 geradezu an: „Fragmente eines Horrorfilms“! Und diese Fragmente sind unglaublich spannend und punktgenau inszeniert. Der Ansatz ist gewöhnungsbedürftig, aber er funktioniert.

Eine Warnung zum Schluss: Ethan Hawke steht zwar ganz oben auf dem Filmplakat – doch sein Auftritt ist zeitlich sehr begrenzt.