Interview mit Simon Pegg

Sie haben bereits so viele bekannte Schauspieler in ihren Filmen untergebracht und jetzt ist Rosamund Pike bereits zum zweiten Mal dabei. Glauben Sie nicht, dass es langsam an der Zeit ist, dass die James-Bond-Produzenten sie einmal bitten, in einem ihrer Filme aufzutreten?

Ja, ich versuche das schon seit vielen Jahren anzudeuten. (lacht) Aber ich weiss es nicht und ich denke durch meine Rolle in Mission Impossible, was ja im Prinzip die amerikanische Version von James Bond ist, habe ich meine Rolle als Spion bereits gespielt. Aber man soll niemals nie sagen. Das habe während meiner Karriere gelernt. Sag niemals nie, denn sobald Du so etwas sagt, kommt es um die Ecke. Man weiß halt nie.

Besteht die Möglichkeit, dass Sie Ihre Rolle in Dr. Who noch einmal spielen werden?

Ich weiß es nicht, aber ich glaube dadurch, dass meine Figur gestorben ist, wohl eher nicht. Aber gerade bei Dr. Who weiss man es nie so genau, denn dort existiert alles in der Zeit und man kann jederzeit darin zurückgehen. Aber ich weiss es halt nicht. Dr. Who ist inzwischen aber so dermassen gut geworden. Es ist wieder zu etwas Phänomenalem geworden und das ist gut so.

Sie habe ja bereits mehrmals mit Tom Cruise gearbeitet. Was können Sie über ihn sagen, ohne nur zu sagen, dass er ein netter Kerl ist? Gibt es irgendetwas Besonderes über Tom Cruise, das man wissen sollte?

Er ist halt ein konstanter Profi, der sich über die Jahre ständig weiterentwickelt hat. Er hat ein geniales Verständnis was es bedeutet, in Filmen mitzuwirken. Er macht den Entstehungsprozess eines Filmes sehr angenehm und ist sehr großzügig. Es macht Spaß, im zuzusehen, denn er hat ein Verständnis für alle Facetten des Prozesses. Er steckt in allem drin und bemerkt alles und das sogar meist bevor der Aufnahmeleiter es bemerkt, egal ob es um Kostüme, das Drehbuch oder die Produktion geht. Es ist interessant, in seiner Nähe zu sein. Und er ist aufregend, denn er ist Tom Cruise.

Schwärmen sie immer noch für andere Schauspieler?

Ja, natürlich! Ständig! Ich versuche, mit diesem Aspekt von mir in Verbindung zu bleiben, denn ich bin als großer Filmfan aufgewachsen. Wenn ich einen Schauspieler treffe, den ich sehr bewundere – und es ist ganz egal, wer es ist, selbst wenn ich ihn oder sie nur aus einem ganz kleinen Film kenne, oder vielleicht aus dem Kinderprogramm im Fernsehen, dass ich mit meiner Tochter schaue – versuche ich mich immer daran zu erinnern, wie aufregend das ist.

Wie nah liegen in Ihrem Job Erfolg, Zufall und Glück beieinander?

Der Erfolg muss in jedem Fall komplett am Glück bemessen werden. Du kannst der größte und berühmteste Schauspieler sein, Du kannst Ruhm und Glück zugleich haben, aber trotzdem um alles beraubt und selbstmordgefährdet sein, wenn Du nicht glücklich bist. Du kannst einen Job haben, in dem Du Pferdemist schaufelst, aber wenn Dich das glücklich macht, dann hast Du Erfolg – einen größeren Erfolg als die berühmteste und reichste Person der Welt, die aber vielleicht am seidenen Faden hängt. Erfolg hat also nichts mit alledem zu tun. Viele Menschen reden sich ein, dass Erfolg mit materiellem Reichtum zusammenhängt, damit, viel Geld zu haben. Aber das ist nicht der Fall. Erfolg bedeutet glücklich zu sein. Für mich ist das der Fall.

Und Zufall ist gut, aber Du kannst in diesem Business nicht dauerhaft existieren, wenn Du Deinen Job nicht gut machst. Du musst einfach gut in Deinem Job sein, denn das Glück wird nicht allzu lange anhalten. Es ist nur eine flüchtige Erscheinung.

Würden Sie sagen, dass er Erfolg für Sie zur rechten Zeit gekommen ist?

Ja, ich glaube schon, obwohl ich danach nicht aktiv gesucht habe, als ich jünger war. Ich bin immer irgendwie freilaufend durchs Leben getrudelt. Ich war nicht wirklich hungrig nach Erfolg. Alles was ich immer wollte, war glücklich zu sein. Ich glaube, dass das die Wahrheit ist und das die Dinge sich einfach so entwickelt haben, wie es gut für mich war.

Wie sehr mögen Sie es, berühmt zu sein?

Ich liebe es nicht. Das ist jedenfalls nicht der Grund, warum ich den Job mache. Die Menschen glauben, dass es das Ergebnis davon ist, aber ich denke, dass es eher ein Nebenprodukt ist – und schon gar nicht immer ein komplett positives. Ich will mich nicht beschweren, es kann nützlich sein, um manchmal einen Tisch im Restaurant zu bekommen, aber es bedeutet auch, dass Du kein normales Leben führen kannst. Du kannst nicht mehr anonym bleiben und hast immer das Gefühl, dass Dich die Menschen beobachten, was nicht besonders schön ist.

Sie sind sehr aktiv auf Twitter. Wo ziehen sie dort den Trennstrich, um nicht zu viel von sich preiszugeben?

Du konstruierst es einfach so, wie es passt. Twitter ist, wie ich finde, ein sehr interessantes Ding. Es ist ein äußerst effektives verkaufsförderndes Werkzeug. Wenn die Zeit reif ist, kann man es verwenden um z.B. diesen Film zu promoten. Aber man muss es trotzdem interessant gestalten und ein wenig Persönliches von sich selbst preisgeben, um das Interesse aufrechtzuerhalten. Es darf nicht nur ein mathematischer Faktor in Deiner Vermarktung sein. Also versuche ich, es interessant, lustig und ehrlich zu machen. Ich mache das komplett selbst, was mir manche nicht glauben.

Was hat es mit dem #roswatch Tag auf sich, dass Sie immer mal wieder verwenden?

Das hat begonnen, als Rosamund Pike und ich ein paar Nachdrehs zu THE WORLD’S END hatten. Ich habe live getweetet, dass sie gerade ein Nickerchen macht. Sie kam gerade aus Amerika und war äußerst müde. Wir saßen beide zusammen und ich fragte sie, ob sie nicht am liebsten auf dem Fußboden schlafen würde. So saß sie in ihrem Stuhl und ist sofort eingeschlafen. Ich saß auf meinem Platz und habe angefangen, über ihr Nickerchen zu tweeten: „Sie schläft immer noch #roswatch“. Und hat sich #roswatch selbständig gemacht. Immer wenn ich sie sehe – und sie weiß, dass ich das tue – tue ich so, als sei sie der Yeti oder der Bigfoot und ich berichte über ihre Sichtung. Aber sie weiß das und es ist in keinster Weise gruselig.

Ist es für Sie vielleicht seltsam, auf einmal der Experte für das Glücklichsein zu sein?

Wir arbeiten jetzt schon eine ganze Zeit an dem Film und ich habe zu dem Thema schon eine ganze Menge erzählt. Während dieser Zeit habe ich dann gewisse Vorstellungen gefestigt, die ich zu dem Thema hatte. Also denke ich, dass ich vielleicht ein wenig fließender auf dem Gebiet bin, weil jedes Interview zu diesem Film auch eine Art von Therapie darstellt, wenn man ständig gefragt wird, was dich glücklich macht. Aber darum geht es in dem Film ja auch.

Ohne Ausnahme hat mich jeder, dem ich den Film bislang gezeigt hat, am nächsten Tag angerufen oder mir eine E-Mail geschrieben und erzählt, dass er/sie immer noch über den Film nachdenkt: „Er hat mich dazu gebracht, über mein Leben nachzdenken und mir darüber klar zu werden, was mich glücklich macht.“ Das ist das Beste, was Kunst schaffen kann – Dich zum Nachdenken anzuregen und Deine Ansichten zu überdenken.

Ich denke, dass die Unterhaltungsindustrie eine überbewertete Funktion hat, die sicherlich ihren Platz hat. Aber manchmal schaut man sich einen Film an und am nächsten Tag weiß man nicht mehr, was man dort gesehen hat. Aber wenn Dich ein Film das Kino nachdenkend verlassen lässt, selbst wenn das auf eine schwierige oder herausfordernde Art und Weise geschieht, dann ist das das Beste, was passieren kann. Es hat Dich ein wenig verändert oder zumindest dazu gebracht, einen Blick zurückzuwerfen, ob Du Deinen Lebensentwurf jetzt anders betrachtest.

Haben Sie noch einen Traum?

Einfach weiter zu arbeiten und weiter glücklich zu sein. Die Arbeit macht mich glücklich und ermöglicht es mir, meine Familie zu unterstützen. Mein Traum ist es wirklich, das weitermachen zu können, was ich tue. „Keep on keeping on“.

In diesem Sinne, vielen Dank für das Interview

 

Das Interview haben wir mit Simon Pegg am Dienstag, dem 5. August 2014 in Berlin im Rahmen der Deutschlandpremiere des Filmes HECTORS REISE ODER DIE SUCHE NACH DEN GLÜCK geführt.


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