Interviewtermine ähneln nicht selten einer Art von Massenabfertigung. Das muss nicht zwingend etwas Negatives sein, wenn der Interviewpartner entsprechend professionell reagiert, es kann aber schwierig sein, im Interview eine persönliche Beziehung aufzubauen, schließlich hat man nur wenige Minuten zur Verfügung. Bei kleinen Arthouse-Filmen verhält es sich häufig etwas anders. Das Interesse der Medien hält sich zumeist in Grenzen, was sich positiv auf die Interview-Zeit auswirkt. Doch auch hier gibt es mitunter das Problem, dass es vielleicht nur einen Raum gibt, der bis kurz vor dem Interview noch durch einen Kollegen besetzt ist. Bei Video-Interviews reduziert sich die reine Interview-Zeit dann noch durch den Aufbau und die Positionierung der Kameras. So geschehen auch bei meinem Interview mit François Ozon, der beim Filmfest Hamburg seinen neuen Film DER ANDERE LIEBHABER vorgestellt hat.
Doch an diesem Tag überraschte mich ein äußerst gut gelaunter Ozon, der sich umgehend daran machte, mich bei der Positionierung der Kameras und der Wahl des Ausschnitts zu unterstützen. Er schlug die Sitzordnung vor und erklärte, warum ich mich nicht dort hinsetzen sollte, wo ich es ursprünglich geplant hatte. „Nun gut, der Mann ist Regisseur und wird schon wissen, was er macht“, dachte ich mir und ließ ihn gewähren. Das Besondere an der Situation war jedoch, dass er keinesfalls Anweisungen von oben herab gab, sondern lediglich unterstützend und wohlwollend eingriff.
Genau diese Situationen sind es, die solche Interviews so interessant machen, denn man lernt die Menschen hinter den Stars kennen. Wenn sich dann ein Regisseur, den man wegen seiner Werke sowieso schon verehrt, als äußerst liebenswerter Mensch entpuppt, ist das die beste Belohnung…