Weihnachten ist vorbei? Kein Grund für Universal, THE HOLDOVERS erst jetzt in die Kinos zu bringen. Wir verraten, warum es sich trotzdem lohnt…
Er ist zynisch, verbittert und genießt bei seinen Schülern eher wenig Beliebtheit – und jetzt wird Mr. Hunman (Paul Giamatti) auch noch dazu verpflichtet, all jene Schüler des Elite-Internats Barton Academy zu beaufsichtigen, die nicht wissen, wo sie ihre Weihnachtsfeiertage verbringen sollen. Nach ein paar Tagen ist nur noch der aufmüpfige Angus (Dominic Sessa) übrig, dessen Mutter lieber die Zeit mit ihrem neuen, reichen Lover verbringt. Zusammen mit der Köchin Mary (Da’Vine Joy Randolph) ist diese ungleiche Truppe gezwungen, das Beste aus der Misere zu machen – quasi als Ersatzfamilie wider Willen. Doch genau solche Momente sind prädestiniert dafür, hinter die harte Schale des jeweils anderen zu blicken. Schließlich hat jeder der drei einen eigenen Grund hier zu sein und nicht woanders…
THE HOLDOVERS spielt im Jahre 1970 und das macht Regisseur Alexander Payne nicht nur durch die Kostüme deutlich. Schon das Universal-Logo zu Beginn wirkt wie ein wenig aus der Zeit gefallen. Aber auch die Knack- und Pfeiftöne auf der Tonspur erwecken eher den Eindruck, einen Film aus dieser Zeit zu sehen und keine aktuelle Produktion. So nutzte der Kameramann Eigil Bryld beim Dreh zwar alte Objektive, entschied sich aber dennoch, digital statt auf Film zu drehen, um so in der Postproduktion noch mehr Möglichkeiten zu haben, die richtige Körnung und den notwendigen Kontrast einstellen zu können. Zusammen mit der Ausstattung wirkt THE HOLDOVERS tatsächlich so, als hätte der Film ein gutes halbes Jahrhundert auf irgendeinem Dachboden gelegen. Das macht den Charme des Films aus, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Für den Film holte Alexander Payne zudem Paul Giamatti zurück, mit dem er bereits vor 20 Jahren „Sideways“ gedreht hatte. Die Rolle wirkt Giamatti wie auf den Leib geschrieben, kann er dem Publikum doch blendend einen verbitterten, alten Mann vermitteln, bei dem unter der rauen Schale dann doch noch so etwas wie Liebenswürdigkeit versteckt ist. Aber überzeugen können auch auch Da’Vine Joy Rudolph als Köchin, die aus einem nicht minder wichtigen Grund Weihnachen lieber alleine feiert, und Dominic Sessa, bei dem man sich kaum vorstellen kann, dass das hier seine allererste Filmrolle ist. Ein Film wie THE HOLDOVERS lebt von seinem Ensemble und für diesen könnte ich mir tatsächlich kein besseres vorstellen.
Einzig und allein die Frage, warum der Verleih den Kinostart nicht in die Vorweihnachtszeit gelegt hat, ist mir unverständlich, schließlich ist der Film in den USA bereits am 10. November angelaufen. Aber seien wir einfach dankbar, dass der Film überhaupt in unsere Kinos kommt. Und wenn wir ehrlich sind, tut eine kleine Verlängerung des Weihnachtswohlgefühls ja durchaus gut. Also genießen wir diese kleine, feine Perle des Kinos genau dort, wo sie hingehört: auf der großen Leinwand!
The Holdovers (USA 2023)
134 Minuten
Drama / Komödie
Alexander Payne
David Hemingson
Paul Giamatti, Da’Vine Joy Randoplh, Dominic Sessa, Carrie Preston, Andrew Garman, Tate Donovan, Gillian Vigman, Brady Hepner, Naheem Garcia, Jim Kaplan, Alexander Cook, Michael Provost, Melissa Mcmeekin, Ian Dolley
Universal Pictures International Germany GmbH