Plastic Fantastic

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

In unseren Ozeanen gibt es 500-mal mehr Plastikpartikel als Sterne in unserer Galaxie. Wen dieser Satz hellhörig macht, der sollte sich die Dokumentation PLASTIC FANTASTIC von Isa Willinger anschauen – auch wenn sie nicht auf ganzer Linie überzeugen kann.

Kunststoffe sind aus unserer heutigen Welt kaum noch wegzudenken, und in manchen Bereichen, wie der Medizin oder der Transportbranche, sind diese sogar unverzichtbar. Aber 40 % der produzierten Kunststoffe sind nur für den einmaligen Gebrauch vorgesehen – ein erschreckend hoher Anteil. Und Plastik wurde nie für Recycling entwickelt, auch wenn sich die Branche gerne damit brüstet, sie würde die Wiederverwertung in großem Umfang vorantreiben. In Deutschland, einem Recycling-Vorreiter, beträgt der Anteil an wiederverwerteten Kunststoff gerade mal neun Prozent. „Wie kann man etwas herstellen, ohne sich zu fragen, was damit passiert?“, fragt einer der Protagonisten des Films, der Lüneburger Chemiker Michael Braungart, im Film daher konsterniert.

Isa Willinger lässt in ihrem Film unterschiedliche Protagonist:innen zu Wort kommen, von Aktivist:innen über Wissenschaftler:innen bis hin zu Vertreter:innen der Kunststoffindustrie. Dabei verzichtet sie auf eine belehrende Stimme aus dem Off und verlässt sich voll und ganz auf die Aussagen ihrer Protagonist:innen. Das funktioniert vor allem deshalb so gut, weil sie die Aussagen der Plastikwirtschaft, wie toll und perfekt doch die Kunststoffe seien, entsprechende Bilder von Müllkippen, verschmutzten Stränden und in Salzbergwerke eingelagerten Rußpartikel der Müllverbrennungsanlagen entgegensetzt. Diese sind nämlich so stark mit Schadstoffen versetzt, dass man sie unmöglich über Tage lagern kann.

Ich hätte mir aber hin und wieder doch einen Erzähler oder eine Erzählerin gewünscht, die die Zusammenhänge noch ein wenig genauer erläutern. Ebenso fehlt mir ein wenig die Rolle der Politik in dem ganzen Spiel. Denn eines wird ganz klar deutlich: Der Industrie ist recht wenig daran gelegen, den entstehenden Müll in ihre Gesamtbetrachtung mit einzubeziehen.

So ist PLASTIC FANTASTIC zwar eine durchaus sehenswerte Dokumentation, eine Vision zur Lösung dieses globalen Problems kann aber auch sie nicht wirklich liefern. Und die Zeit zum Handeln wird immer knapper…