Roxy

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Ein seit Jahren in Deutschland lebender Regisseur, ein deutscher Starschauspieler als einsamer Taxifahrer, viel deutsches (und belgisches) Geld – dazu eine finstere Story über die russische Mafia im Ausland: Das sind die Zutaten des Thrillers ROXY von Dito Tsintsadze. Immerhin: Einen Versuch ist dieser bizarre Provinz-Krimi wert.

Schon gleich zu Beginn lernen wir die Gedankenwelt des unscheinbaren Taxifahrers Thomas (Devid Striesow) kennen, der seinen langweiligen Beruf am Rande des Nordschwarzwald ausübt – meist zwischen Karlsruhe und Baden-Baden. Aus dem Off erklärt er uns sein Lebensprinzip: Für einen Taxifahrer ist es wichtig, unauffällig zu bleiben – niemand wird diesen Allerweltsmenschen, einen „Mann ohne Eigenschaften“, wiedererkennen.

Doch mit seiner Ruhe ist es vorbei, als drei undurchsichtige Russen samt dem gefährlichen Kampfhund „Roxy“ am Bahnhof in sein Auto einsteigen. Der Chef des Trios, Levan (Vakho Chachanidze), offenbar ein Oligarch auf der Flucht, findet Gefallen an dem schweigsamen Fahrer und bittet ihn, am nächsten Tag Levans Ehefrau Liza (Camilla Borghesani) und Sohn Vova (Raphael Zhambakiyev) vom Bahnhof abzuholen. Thomas fühlt sich sofort zur attraktiven Liza und deren schüchternem Sohn hingezogen – und bleibt deshalb mit Levan in Kontakt. Erst besorgt er ihm einen deutschen Hund für einen illegalen Kampf, dann soll er den Russen falsche Pässe beschaffen. Doch plötzlich sitzt der russische Geheimdienst in Thomas’ Wohnung – jetzt geht es um Leben und Tod. Dabei wächst der Taxifahrer über sich hinaus…

Das ist natürlich reinste Kolportage, glauben tun wir das den Personen keine einzige Sekunde. Ich frage mich: Warum hat sich Devid Striesow, der diesmal ziemlich blass wirkt, diese Rolle angetan? Schon der Außenseiter Robert De Niro kam in „Taxi Driver“, dem überdeutlichen Vorbild von ROXY, mit der Gewalt in Kontakt, hier ist es sein nicht ganz so berühmter deutscher Kollege.

Eines muss man Regisseur Dito Tsintsadze lassen: Sein Thriller ist mit ein bisschen Fernseh-Ästhetik solide inszeniert – aber leider auch etwas steif. Immerhin: Ich habe mich im Rahmen dieser Möglichkeiten angenehm unterhalten. Das muss reichen!

P. S. Doch eines muss mir der Regisseur erklären: Was soll diese ständige Barockmusik? Die passt nicht!