Vermeer – Reise ins Licht

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Dokumentarfilme über Kunstausstellungen gibt es zuhauf. Während die meisten oft nicht mehr als virtuelle Rundgänge sind, schafft es VERMEER – REISE INS LICHT von Suzanne Raes, die Faszination für die größte Vermeer-Austellung aller Zeiten in den Niederlanden mehr als nur erlebbar zu machen.

Jan Vermeer van Delft, auch genannt Johannes Vermeer (31.10.1632 – 15.12.1675) gilt als einer der größten holländischen Maler des Barock. Bekannt wurde er durch die Magie des konturlosen Zeichnens. Noch immer rätseln Kunstexperten, wie es ihm gelang, ganze Universen in einer schmalen Raumecke unterzubringen. Am bekanntesten sind vermutlich seine Werke „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ oder die „Straße in Delft“.

Kurz vor seiner Pensionierung schlägt die große Stunde des Vermeer-Experten Gregor Weber: Er soll die größte Vermeer-Austellung aller Zeiten für das renommierte Rijksmuseum in Amsterdam kuratieren. Doch Vermeers Werke sind heute über den gesamten Globus verstreut. Regisseurin Suzanne Raes begleitet Weber auf seiner Mission, möglichst viele Kunstwerke Vermeers für die Ausstellung zusammen zu bekommen. Und kurz vor der Eröffnung behaupten amerikanische Wissenschaftler, dass eines der zentralen Bilder überhaupt nicht von Vermeer stamme…

Die Vermeer-Ausstellung im Amsterdamer Rijksmuseum war binnen kürzester Zeit ausverkauft und wer sich glücklich schätzen konnte, eines der Tickets zu ergattern, war in der einmaligen Lage, 28 der 37 noch existierenden Werke bewundern zu können. Im Juni 2023 schloss die Ausstellung bereits wieder nach gerade einmal 4 Monaten. Für alle, denen es nicht gelungen ist, die Ausstellung zu besuchen, kommt jetzt mit VERMEER – REISE INS LICHT ein gar nicht mal so kleines Trostpflaster in die Kinos. Wie eingangs bereits erwähnt, ist der Film nicht einfach nur eine digitale Führung durch die Ausstellung, sondern eine sprudelnde Quelle des Wissens über den holländischen Maler. Suzanne Raes gelingt es, dass die Faszination für Vermeers Werke sofort auf den Zuschauer überspringt, ohne dabei durch lauter Fachbegriffe nur einen erlauchten Kreis von Kunstexperten anzusprechen. Die Regisseurin ergründet nicht nur die Aspekte, die Kunstexperten noch heute vor Rätsel stellen, sondern zeigt uns auch auf eine zutiefst menschliche Art und Weise, warum Menschen wir Gregor ihr ganzes Leben diesem einen Künstler gewidmet haben.

Seine Reise rund um die Welt, um möglichst viele Werke für die Ausstellung zu gewinnen, gleicht einer abenteuerlichen Schnitzeljagd, die auch für diejenigen Zuschauer spannend ist, die meinen, sonst mit Kunst nichts am Hut zu haben. Allein die Suche nach der Wahrheit, wenn es um die Echtheit eines der zentralen Bilder geht, ist ein echter Thriller.

Wenn sich nach 79 Minuten der Vorhang zur VERMEER – REISE INS LICHT schließt, ist der Film sicherlich kein Ersatz dafür, die Ausstellung im Rijksmuseum nicht mit eigenen Augen gesehen zu haben, er hat uns die Kunst dieses bedeutenden Malers aber mindestens genauso gut vermittelt. Wären doch nur alle Kunst-Dokumentationen auf diesem hohen Niveau gedreht…