Fremont

09.11.2023

Nach seiner Premiere in Sundance durfte FREMONT, der neue Film des iranisch-britischen Regisseurs Babak Jalali, das diesjährige Edinburgh International Film Festival abschließen. Jetzt kommt dieses wunderbar zärtliche, in Schwarz-Weiss-Tönen gedrehte Drama auch in unsere Kinos.

Nachdem sie in Afghanistan für die US-Truppen als Dolmetscherin gearbeitet hat, lebt Donya (Anaita Wali Zada) inzwischen in Fremont im US-Bundesstaat Kalifornien. In einem Gebäude, dass sie sich mit vielen anderen afghanischen Einwanderern teilen muss, hat sie ihre festen Routinen: Sie schläft wenig, isst oft allein im örtlichen Restaurant und schaut regelmässig ihre Soaps. Das ändert sich, als sie in einer Glückskeks-Fabrik zum Glücksengel befördert wird. Fortan darf sie die Lebensweisheiten schreiben, wobei ihre Sehnsucht nach Zweisamkeit dadurch immer größer wird. So sendet sie eigene Botschaften mit ihrer Telefonnummer in die Welt hinaus, in der Hoffnung, dass irgendwer darauf antworten würde…

FREMONT ist ein leiser Film und ich muss zugeben, dass ich mich eingangs gefragt habe, wieso das von mir so geschätzte Edinburgh International Film Festival in diesem Jahr genau diesen Film für die Abschluss-Gala ausgewählt hatte. 91 Minuten später war diese Entscheidung für mich mehr als deutlich.

Babak Jalali, 1978 im Norden Irans geboren und seit 1986 vorwiegend in London lebend, hat mit FREMONT nicht weniger als eine echte Filmperle geschaffen. In ruhigen, fast schon lethargischen Bildern erzählt er die Geschichte einer einsamen Frau, die sich nichts mehr sehnt als einen Menschen an ihrer Seite.

Anaita Wali Zada verleiht ihrer Figur Donya, die in nahezu jeder Szene zu sehen ist, eine eindrucksvolle Würde. Obwohl ihr Gesichtsausdruck fast immer derselbe ist, hat man als Zuschauer trotzdem das Gefühl, sie zu verstehen. Sie redet nicht viel, hört lieber zu, aber im Zusammenspiel mit den Gesprächen, denen sie lauscht, ist in ihrem Gesicht dennoch unfassbar viel zu lesen.

Allerdings muss man sich mit dem Tempo des Films arrangieren. FREMONT gibt seine Geschichte nur widerwillig preis. Und immer, wenn man glaubt, dass sich die Handlung öffnen würde, macht Regisseur Babak Jalali genau das Gegenteil. Mich hat diese Erzählweise sehr an die Filme von Jim Jarmusch erinnert – im positiven Sinne.

Sicherlich wird FREMONT nicht jedermanns Sache sein, aber die Zärtlichkeit, mit der sich der Film seiner Figur nähert, ist schlichtweg beeindruckend. Ein Film, der noch nachwirkt, lange nachdem sich der Vorhang geschlossen hat.

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
FSK noch unbekannt

Originaltitel

Fremont (USA 2023)

Länge

91 Minuten

Genre

Drama

Regie

Babak Jalali

Drehbuch

Babak Jalali

Darsteller

Anaita Wali Zada, Hilda Schmelling, Jeremy Allen White, Avis See-tho, Siddique Ahmed

Verleih

Cinemalovers e.V.

Filmwebsite

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