The Marvels

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Mit dem 33. Film aus dem Marvel-Universum fährt die Comic-Schmiede einen neuen Rekord auf: THE MARVELS ist mit 105 Minuten der kürzeste Film des Studios.

Nachdem Carol Danvers (Brie Larson), auch bekannt als Captain Marvel, ihre Identität von den tyrannischen Kree zurückerobert hat und sich an der Obersten Intelligenz gerächt hat, steht sie unvermittelt vor neuen Herausforderungen. Die Begutachtung eines mysteriösen Wurmlochs, das mit einem Kree-Revolutionär in Verbindung gebracht wird, führt dazu, dass sich ihr Kräfte plötzlich mit denen vom 16-jährigen Superhelden-Fan Kamala Khan (Iman Vellani) alias Miss Marvel aus New Jersey und Carols entfremdeter Nichte, der jetzigen S.A.B.E.R.-Astronautin Captain Monica Rambeau (Teyonah Parris) verweben. Es dauert ein wenig und bedarf der Hilfe von Nick Fury (Samuel L. Jackson), bis die drei erkennen, dass sie fortan als THE MARVELS ihre Kräfte im Kampf gegen das Böse bündeln müssen…

Ich muss ja zugeben, dass sich seit einiger Zeit bei mir eine gewisse Marvel-Müdigkeit einstellt, wenn nicht sogar eine generelle Superhelden-Langweile. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass sich diese Filme in letzter Zeit immer mehr ähneln. Ein meist unbedarfter Mensch wird durch irgendeinen Zufall zum Superhelden und muss dann im nicht enden wollenden Mega-Kampf den überdimensional großen Bösewicht bekämpfen – natürlich nicht ohne vorher ein wenig mit der neu gewonnenen Superkraft zu strugglen. So weit, so identisch.

Leider weicht auch THE MARVELS nicht wirklich von dieser Formel ab. Allerdings wird der Endkampf hier endlich einmal nicht ins Unermessliche gezogen. Das empfinde ich durchaus als positive Entwicklung.

Von der Tonalität hingegen bewegt sich THE MARVELS irgendwo zwischen den ultra-albernen Thor-Filmen und den sich sonst so tierisch ernst nehmenden Genre-Vertretern. In manchen Szenen scheint es mir fast, als ob sich Regisseurin Nia DaCosta, die gemeinsam mit Megan McDonnell und Elissa Karasik auch das Drehbuch geschrieben hat, nicht so recht entscheiden kann, ob sie das Superhelden-Genre vielleicht sogar eher parodieren oder ein Musical drehen wollte. Fans der Katze aus „Captain Marvel“ kommen hier auf jeden Fall voll auf ihre Kosten.

Aber auch die Dynamik der drei Hauptdarsteller stimmt. Brie Larson ist stark wie immer, Teyonah Parris als Captain Monica Rambeau überzeugt erneut, aber Iman Vellani als Miss Marvel stellt alle anderen in den Schatten. Dumm nur, dass die Handlung eigentlich auf einen Bierdeckel passt und somit viel zum eher durchschnittlichen Erscheinungsbild des Filmes beiträgt.

Hartgesottene Marvel-Jünger werden an THE MARVELS sicherlich ihren Spaß haben, alle anderen sollten sich eher auf Mittelmäßigkeit einstellen. Kann man sich ansehen, muss man aber auch nicht.