Franky Five Star

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Als ich FRANKY FIVE STAR von Birgit Möller im Juni 2023 beim Filmfest Emden-Norderney sehen durfte, war schnell klar, dass diesen Film so schnell kein anderer toppen würde. Am Ende des Festivals sollte ich Recht behalten.

Franky (Lena Urzendowsky) lebt in Bremen, jobbt in einem Getränkemarkt, wohnt mit ihrer besten Freundin Katja (Meryem Ebru Öz) in einer WG und himmelt ihren unerreichbaren Nachbarn an. Ihren Platz im Leben hat sie noch nicht wirklich gefunden, auch wenn ihre Mutter (Milena Dreißig) unerlässlich nach einem Freund fragt. Immer wenn es ihr zu viel wird oder sie in eine peinliche oder unangenehme Situation gerät, nimmt sie den Aufzug und checkt in ein wundersames Hotel ein, das jedoch nur in ihrem Kopf existiert. Das teilt sie mit einer illustren Runde: Frau Franke (Gerti Drassl), Ella (Sophie Killer), Lenny (Cito Andresen) und Frank (Sven Hönig), die nur so vor Energie sprühen. Sie wollen spielen, sich verlieben, die Welt retten oder endlich mal Sex haben. Als Katjas neuer Freund Hasim in die gemeinsame WG einzieht, sind die vier außer Rand und Band. In einem Moment der Unachtsamkeit nimmt die verführerische Ella den Fahrstuhl und macht sich an Hasim ran. Spätestens jetzt gerät Frankys Leben vollkommen außer Kontrolle und sie droht, alles zu verlieren: ihren Job, ihr Zuhause, ihre beste Freundin. Wird es Franky gelingen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen?

Mit FRANKY FIVE STAR ist Regisseurin Birgit Möller ein kleines Meisterwerk gelungen. Das Drehbuch, das Möller gemeinsam mit Knut Mierswe geschrieben hat, strotzt nur so vor großartigen Ideen. Endlich dürfen wir einmal einen Film sehen, bei dem sich die Macher trauen, von den üblichen Pfaden auszubrechen und etwas Neues zu wagen. Allein die Grundidee ist so genial, dass mir bereits im Vorfeld klar war, dass es sehr schwer wird, solch einen Film gegen die Wand zu fahren. Und ich sollte Recht behalten. Obwohl dies mein erster Film beim diesjährigen Filmfest Emden-Norderney war, blieb er bis zum Ende mein absoluter Favorit.

Birgit Möller ist es gelungen, woran andere bislang kläglich gescheitert sind: Sie porträtiert eine schizophrene Person ausschließlich positiv. Zu keinem Zeitpunkt wird dies als Krankheit bezeichnet, im Gegenteil. Sie macht sich zudem zu keinem Zeitpunkt über ihre Hauptfigur lustig. Davor ziehe ich meinen Hut!

Natürlich lebt FRANKY FIVE STAR von einer überragenden Lena Urzendowsky, der es gelingt, die einzelnen Eigenheiten der fünf Hotelbewohner in ihrer Körpersprache und ihrem Spiel zu transportieren, um dem Zuschauer zu signalisieren, wer hier gerade am Steuer sitzt. Man kann es nicht anders sagen: Urzendowsky ist eine absolute Naturgewalt.

Gedreht wurde FRANKY FIVE STAR mit kleinem Budget in Bremen. Zwar wurde der Film von der Nordmedia gefördert, für die in Osnabrück aufgewachsene Möller war es aber wie ein Stück Heimat.

FRANKY FIVE STAR zeigt, dass es durchaus möglich ist, mit wenig Geld einen eindrucksvollen Film auf die Beine zu stellen, der sich wohlwollend vom deutschen Film-Einheitsbrei abhebt. Ich würde mir wünschen, dass das deutsche Filmförderungswesen in Zukunft öfter solche Projekte unterstützen würde, die aus den immer wieder gleichen Themen ein wenig ausbrechen.

Letztendlich liegt es jedoch an uns Zuschauern, ob wir solch wunderbare Film auch in Zukunft auf der Leinwand sehen wollen. Also geht ins Kino und schaut diesen Film!

Interview

Als ich im Juni 2023 beim Filmfest Emden-Norderney zu Gast war, hatte ich die Gelegenheit, mit der Drehbuchautorin und Regisseurin Birgit Möller im wunderschönen Konversationshaus auf der Insel Norderney über ihren fantastischen Film FRANKY FIVE STAR zu sprechen.