Die Farbe Lila

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Knapp 40 Jahre ist es her, dass Steven Spielberg mit DIE FARBE LILA einen kulturellen Meilenstein auf die Leinwand brachte. Jetzt kehrt die Geschichte vom Kampf um die eigene Selbstbestimmung einer schwarzen Frau in einer Neuinterpretation zurück in die Kinos – als Musical!

Schon die Kindheit von Celie (Phylicia Pearl Mpasi, später: Fantasia Barrino) war nicht einfach: Vom Vater missbraucht, hat dieser bereits zwei der gezeugten Kinder weggegeben. Als ihre jüngere Schwester Nettie (Halle Bailey, später: Ciara) den Antrag eines Mannes (Colman Domingo) erhält, den alle nur „Mister“ nennen, wird ihm stattdessen die weniger attraktive Celie angeboten. Da er dringend jemand für den Haushalt und die Kinderbetreuung benötigt, willigt der Witwer ein. Von ihrer Schwester Nettie und ihren Kindern getrennt, muss Celie auch durch ihren Ehemann Repressalien erleiden. Doch mit Hilfe ihrer Stieftochter Sofia (Danielle Brooks) und der glamourösen Sängerin Shug Avery (Taraji P. Henson) gewinnt sie eine ungeahnte Stärke, um sich gegen die Missstände und ihre Peiniger aufzulehnen.

Obwohl der Original-Film 1985 vom bekannterweise weißen Regisseur Steven Spielberg inszeniert wurde, entwickelte sich DIE FARBE LILA trotzdem zu einer Art Eckpfeiler der schwarzen Kultur. Zwanzig Jahre später folgte dann der erfolgreiche Sprung auf die Musicalbühne des New Yorker Broadways. Trotzdem dauerte es noch einmal fast genauso lange, bis diese Version letztendlich wieder verfilmt wurde. Da stellt sich natürlich unwiderruflich die Frage, ob das denn notwendig sei. Die Antwort ist ein mehr als deutliches „Ja“!

Der ghanaische Rapper und Regisseur Blitz Bazawule setzt die Geschichte mustergültig um. Man merkt dem Film deutlich an, dass er sich aus der schwarzen Kultur speist. Subtile Anpassungen an den Figuren, ein unfassbar starker Soundtrack, beeindruckende Sets und eine Kameraführung zum Dahinschmelzen – diese Neuinterpretation kommt tatsächlich mit einer solch unbändigen Kraft um die Ecke, dass es eine wahre Freude ist, die Geschichte noch einmal auf diese Art und Weise zu erleben.

Natürlich stellt sich an einigen Punkten die Frage, ob man gewisse Szenen heute noch so darstellen sollte – beispielsweise einen in nahezu perfekter Synchronität tanzenden schwarzen Sträflingschor. Doch wenn ein Film von einem komplett schwarzen Cast und einer ebensolchen Crew so inszeniert wird, dann haben wir das als Weiße weder zu hinterfragen, noch zu kritisieren.

Nach einigen Musicalverfilmungen der letzten Zeit mit eher selten in den Gehörgängen verbleibenden Songs (man denke nur aktuell an „Mean Girls – Der Girls-Club„), stellt DIE FARBE LILA einen erfrischenden Gegenpol dar. Nicht nur sind die Songs kraftvoll intoniert, nein, auch die visuelle Einbettung in den Film kann sich mehr als sehen lassen. Kaum zu glauben, dass Fantasia Barrino, die die Rolle der Celie bereits am Broadway zum Besten gab, hier ihr Schauspieldebüt vorlegt. Aber auch Halle Bailey, die wir erst im vergangenen Jahr als „Arielle, die Meerjungfrau“ bestaunten durften, liefert hier wieder eine Bestätigung ihres unfassbaren Talents ab, von Taraji P. Henson ganz zu schweigen.

Wer ganz genau aufpasst, kann im Film auch Whoopie Goldberg in einem kleinem Cameo als Hebamme entdecken. Die Schauspielerin spielte einst im Original die Hauptrolle und hilft der neuen Celie nun, eines ihrer Kinder zur Welt zu bringen.

Auch mehr als 40 Jahre später hat der Roman der afroamerikanischen Autorin Alice Walker – einst sogar mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet – nichts von seiner Faszination verloren. Und selbst wenn es nur wenige der Musikstücke aus der Broadway-Produktion in den Film geschafft haben (zwei Songs wurden sogar eigens für die Verfilmung neu geschrieben), so bleibt DIE FARBE LILA auch weiterhin ein Meilenstein der schwarzen Kultur, der man sich nicht entziehen kann – vor allem aber auch nicht sollte.