My Sailor, My Love

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Eine kleine Geschichte in einer überwältigenden Landschaft – manchmal braucht man nicht mehr. Für die Tragikomödie MY SAILOR, MY LOVE zog es den finnischen Regisseur Klaus Härö an die wildromantische irische Westküste.

Jahre nach dem Tod seiner Frau lebt der ehemalige Seemann Howard (James Cosmo) einsam und verbittert in seinem viel zu großen, abseits gelegenen Haus direkt am Meer – irgendwo auf der idyllischen Achill Island nördlich von Galway. Da der alte Mann inzwischen kränkelt, besorgt ihm seine fürsorgliche Tochter Grace (Catherine Walker) eine ältere Dame als Haushälterin. Ihre Wahl fällt auf Annie (Brid Brennan), die Howards Schrullen immer mit einem Lächeln im Gesicht scheinbar devot erträgt.

Langsam kommen sich die beiden Alten näher, und Howard bittet Annie, bei ihm einzuziehen und das Bett zu teilen, ohne dies ihrer Auftragsgeberin Grace zu verraten. Aus beginnender Zuneigung wird Liebe, und Howard lernt auch Annies Tochter und deren Kinder kennen. Diese Verbindung ist Grace ein Dorn im Auge – so fürsorglich wie gedacht ist sie offenbar doch nicht. Mit intriganten Mitteln will sie die Beziehung der Alten beenden. Allmählich lernen wir diese vom Leben enttäuschte Frau kennen: Sie lebt in einer unglücklichen Ehe und musste schon als Kind ihre kränkelnde Mutter allein pflegen, da ihr Vater ständig auf See war und nur widerwillig für ein paar Tage nach Hause kam. Als ihr Vater im Krankenhaus landet, überstürzen sich die Ereignisse, und das Zerwürfnis zwischen Vater und Tochter ist nicht mehr zu übersehen…

Regisseur Klaus Härö verbindet dunkle Familiengeheimnisse und eine zarte Altersliebe mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen (Kamera: Robert Nordström) – Irlands Westküste ist hier eindeutig die vierte Hauptperson. Und James Cosmo (bekannt aus „Trainspotting“ und „Braveheart“) spielt seine Rolle mit stoischer Ruhe. MY SAILOR, MY LOVE ist ein poetischer, einfühlsamer und intimer Film ohne große Höhepunkte. Schön, dass es diese Art Kino noch gibt.