The Lost King

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Wie kann es sein, dass einer normalen Hausfrau aus Edinburgh das gelingt, was vielen Historikern unmöglich schien? Phillipa Langley entdeckte die sterblichen Überreste von König Richard III. Unter einem Parkplatz des Sozialamts in Leicester. Meisterregisseur Stephen Frears erzählt mit THE LOST KING diese unglaubliche Geschichte mit einer wunderbaren Sally Hawkins in der Hauptrolle.

Philippa (Sally Hawkins) hat es nicht leicht: In ihrem Agenturjob wird sie ständig übersehen, ihre Söhne gehen langsam eigene Wege und sie steckt mitten in der Scheidung von John (Steve Coogan), mit dem sie sich eigentlich ganz gut versteht. Nach einem Theaterbesuch entwickelt sie eine Faszination für König Richard III. und setzt sich zum Ziel, seine verschollenen sterblichen Überreste zu finden. Sie will nicht wahrhaben, dass der umstrittene Monarch wirklich ein so verachtenswertes Monster war, wie ihn Shakespeare darstellte. Ihre Suche ist der Ausgangspunkt für eine abenteuerliche Reise, auf der die unscheinbare Philippa gegen große Widerstände ihrer Intuition folgt und es mit angesehenen Historikern aufnimmt, um der Welt die wahre Geschichte von Richard III. zu erzählen.

Auch mit seinen 82 Jahren dreht Stephen Frears noch fleissig Filme. Altersmüdigkeit kann man in seinen Werken zum Glück nach wie vor nicht entdecken. Für THE LOST KING arbeitete Frears erneut mit Jeff Pope und Steve Coogan zusammen, die das Drehbuch schrieben, wie zuletzt bei „Philomena„. Herausgekommen ist ein wunderbarer Film, der auf ganzer Linie überzeugen kann.

Gedreht wurde THE LOST KING komplett in Edinburgh, der Heimatstadt von Philippa Langley. Für mich als großer Fan der Stadt war es natürlich eine Augenweide, all die bekannten Plätze wie das Edinburgh Castle, Princess Street Gardens oder Haymarket auf der großen Leinwand zu sehen.

Aus Kostengründen mussten aber auch die in Leicester spielenden Szenen in Edinburgh gedreht werden, wie mir Stephen Frears im Interview verraten hat. Einziges Problem: Leicester ist eine Stadt, die überwiegend aus rotem Backstein besteht, während in Edinburgh Granit der vorherrschende Stein ist. Zum Glück fand man in Edinburgh tatsächlich zwei Hinterhöfe aus Backstein. Problem gelöst. Und ganz ehrlich, im Film fällt das überhaupt nicht auf. Dafür ist die Geschichte auch einfach zu unglaublich.

Mit THE LOST KING ist Stephen Frears ein starker Film über eine starke Frau gelungen, die sich trotz Widerständen nicht von ihrer Idee abbringen ließ. Dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag, zeigten dann die Ausgrabungen unter dem Parkplatz des Sozialamts. Und wer jetzt noch wissen möchte, warum die Gebeine eines Königs ausgerechnet dort vergraben waren, der sollte sich schleunigst diesen wunderbaren Film anschauen. Es lohnt sich!