Catch the Killer

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Thriller über Serienmörder sind seit Jahrzehnten in der Kinolandschaft eine feste Größe – doch CATCH THE KILLER des argentinischen Regisseurs Damián Szifron ragt weit über den Durchschnitt heraus. Ein Grund ist das in sich stimmige Drehbuch von Szifron und seinem Co-Autor Jonathan Wakeham, ein anderer das wieder einmal überragende Spiel von Shailene Woodley („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“) in der Hauptrolle.

Während der Silvesterfeierlichkeiten in Baltimore erschießt ein Scharfschütze aus dem Fenster eines Hochhauses 29 Menschen. Die an den Tatort gerufene junge Streifenpolizistin Eleanor Falco (Shailene Woodley) trifft als einzige ihrer Kollegen die richtige Entscheidung: Sie fotografiert jede das Hochhaus panisch verlassende Person. Ist der Täter darunter?

FBI-Agent Geoffrey Lammark (Ben Mendelsohn), der den Einsatz leitet, erkennt sofort das Potenzial der jungen Frau und bittet seine Vorgesetzten, Eleanor in sein Team aufzunehmen. Doch alle haben Bedenken: Die Frau ist psychisch labil – ein Ereignis aus ihrer Vergangenheit hatte sie traumatisiert und aus der Bahn geworfen. Nur unter strengen Auflagen durfte sie Polizistin bleiben. Eleanor darf mitmachen, wird aber vom größten Teil des Teams links liegen gelassen – was Lammark eher unwillig registriert. Um das Eis zu brechen, lädt er sie spontan zu einem Abendessen bei sich zu Hause ein. Dass er mit einem Mann verheiratet ist, nimmt Eleanor total locker auf.

Als der Täter in einem Einkaufszentrum ein weiteres Blutbad anrichtet, wächst der Druck auf das Fahndungsteam – zumal es immer wieder sinnlose Kompetenzstreitigkeiten gibt. Doch dann hat Eleanor eine Idee und handelt auf eigene Faust, ohne ihre Kollegen zu informieren. Kann das gut gehen?

Eleanor Falco wirkt wie die kleine Schwester von Clarice Starling („Das Schweigen der Lämmer“): Auch Jodie Foster machte damals alles lieber allein. Zu Beginn seines Films verbeugt sich Regisseur Damián Szifron vor dem Thriller-Klassiker „Dirty Harry“, in dem Clint Eastwood einen Hochhaus-Scharfschützen jagte – nicht immer mit legalen Mitteln.

Der Serienmörder bleibt lange im Dunkeln – für die Dramaturgie ist seine Person wirklich nicht wichtig. Das hat der Regisseur klar erkannt. Trotz aller perfekt inszenierten Action-Szenen ist CATCH THE KILLER in erster Linie das einfühlsame Psychogramm einer jungen Frau, die ihren Weg zurück ins Leben finden will. Und das ausgerechnet in diesem nervenaufreibenden Beruf…

Ein überraschend rundum gelungener Thriller!