Old

29.07.2021

Der US-Regisseur M. Night Shyamalan („The Sixth Sense“) ist seit zwei Jahrzehnten bekannt für seine finalen Twists – verblüffende Pointen, die niemand so erwartet hat. Das stellt wohl jeden Filmkritiker vor ein großes Problem: Was darf ich verraten und was besser nicht? Auch „Old“ hat eine überraschende Wendung am Schluss: Doch wer von Anfang an konzentriert zugeschaut und zugehört hat, kann die Zielrichtung immerhin erahnen. 

Das Ehepaar Guy (Gael Garcia Bernal) und Prisca Capa (Vicky Krieps) will mit seinen beiden Kindern Trent und Maddox einen Traumurlaub in der Karibik genießen. Gleich bei der Ankunft bietet ihnen der Hotelmanager an, sie an einen abgelegenen Strand bringen zu lassen, der nur zu Fuß zu erreichen ist. Dort angekommen, müssen die Vier feststellen, dass irgendetwas nicht stimmt: Überall liegen zurückgelassene Sachen herum – darunter ein Tagebuch mit rätselhaften Notizen. Als sie auf alte Knochen stoßen und eine tote Frau an den Strand gespült wird, sind sie zu Recht besorgt. Sie kommen mit anderen Urlaubern ins Gespräch, unter anderem mit dem geheimnisvollen Charles (Rufus Sewell) sowie der jungen Chrystal (Abbey Lee) und ihrer kleinen Tochter Kara.

Bald merken alle, dass der Strand und die steilen Felsen, die die Bucht umschließen, eine magische Kraft entfalten: Jeder, der sich hier aufhält, altert rapide schnell. Panisch versuchen sie, zurück zur Straße zu gelangen, wo sie am Morgen abgesetzt worden waren. Doch auf dem Weg dorthin werden sie ohnmächtig – ein Entkommen ist somit ausgeschlossen, es sei denn, jemand riskiert die Flucht über das offene Meer.

Ein ganzes Leben an einem Tag – und am Abend wartet der Tod! Wie bei einer Versuchsanordnung spielt M. Night Shyamalan diese absurde These durch. Trent, der sich mit der kleinen Kara angefreundet hatte, hat wenige Stunden später als Teenager (Alex Wolff) mit ihr (jetzt: Eliza Scanlen) den ersten Sex, seine Schwester Maddox (als Twen: Thomasin McKenzie) versucht verzweifelt, ihre Eltern bei der Lösung des Problems zu unterstützen. Merkwürdige Spiegelungen am oberen Rand der Felsen lassen vermuten: Sie werden beobachtet.

Regisseur M. Night Shyamalan hat sein Drehbuch nach der Graphic Novel „Sandcastle“ von Pierre Oscar Lévy und Frederik Peeters geschrieben – und einen der spannendsten Filme seiner Karriere gedreht. Der nicht enden wollende Albtraum am Traumstrand ist perfekt inszeniert, da stören auch nicht die eher banalen Dialoge: So unterhält man sich halt im Urlaub. Der schöne Schein unter blauem Himmel ist hier wirklich nur „Schein“ – das Grauen passiert unter der Oberfläche. Als Vorbild diente dem Regisseur nach eigener Aussage Peter Weirs Meisterwerk „Picknick am Valentinstag“: Damals verschwanden bei einem Ausflug mehrere Mädchen in einem Felsenlabyrinth und tauchten nie wieder auf. Auch diesmal gehen von den Felsen mysteriöse, fast menschliche Kräfte aus – als ob sich die Natur an der Menschheit rächen will. Diese bizarre Voraussetzung muss der Zuschauer akzeptieren, sonst ist er verloren. Tolle Story, tolle Schauspieler! Mit dabei die Luxemburgerin Vicky Krieps.

Trailer

ab16

Originaltitel

Old (USA 2021)

Länge

109 Minuten

Genre

Thriller

Regie

M. Night Shyamalan

Drehbuch

M. Night Shyamalan, nach einer Graphic Novel von Pierre Oscar Lévy und Frederick Peeters

Darsteller

Gael García Bernal, Vicky Krieps, Rufus Sewell, Alex Wolff, Thomasin McKenzie, Abbey Lee, Nikki Amuka-Bird, Ken Leung, Eliza Scanlen, Aaron Pierre

Verleih

Universal Pictures International Germany GmbH

Filmwebsite

» zur Filmwebsite

Weitere Neustarts am 29.07.2021