Cash Truck

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Guy Ritchie liebt es, den Zuschauer lange im Dunkeln zu lassen. Auch in „Cash Truck“, dem Remake des französischen Thrillers „Cash Truck – Der Tod fährt mit“ von 2004, erreicht der britische Regisseur mit für ihn typischen Zeitsprüngen und Rückblenden, dass man eine Zeit lang über die Motive der Hauptperson rätseln muss: Welchen Beruf hat er eigentlich und was treibt ihn an?

Schon in Ritchies Debütfilm „Bube, Dame, König grAs“ von 1998 war Jason Statham Teil des Ensembles, in „Cash Truck“ spielt er die Hauptrolle des mysteriösen Patrick Hill, genannt „H“. In seinem teuren Büro wird er von seinen Mitarbeitern mit „Boss“ angeredet – trotzdem heuert er scheinbar ohne Grund als einfacher Angestellter bei einer Geldtransporter-Firma in Los Angeles an. Die Aufnahmeprüfung schafft er – auch wegen seiner durchschnittlichen Schießkünste – nur knapp, aber sein Ausbilder Bullet (Holt McCallany) glaubt an ihn. Beim ersten gemeinsamem Einsatz von Bullet und „H“ wird der Geldtransporter überfallen, und „H“ überwältigt die Gangster mit perfekter Schieß- und Nahkampftechnik fast im Alleingang. Was stimmt nicht mit diesem Mann? Ohne viel zu spoilern, denn Ritchie liefert die Erklärung ziemlich früh: „H“ ist ein Gangsterboss, der undercover mit dem FBI zusammenarbeitet. Er will den Tod seines Sohnes rächen, der bei einem früheren Geldtransporter-Überfall als unbeteiligter Zivilist von Jan (Scott Eastwood) erschossen worden war. Und „H“ hatte damals dem Mörder in die Augen geschaut. Was folgt ist ein beinharter Rache-Thriller im typischen Ritchie-Stil. Eine Gruppe ehemaliger US-Elite-Soldaten plant unter der Führung von Jackson (Jeffrey Donovan), auf einen Schlag alle Geldtransporter der Firma gleichzeitig zu überfallen. Was „H“ natürlich zu verhindern versucht.

In gewohnt schnellem Rhythmus ist Guy Ritchie diesmal (fast) perfektes Action-Kino gelungen. Die 119 Minuten merkt man dem Film in keiner Sekunde an. Das Timing stimmt, die Schauspieler, allen voran Jason Statham, agieren herrlich unterkühlt. In diesem reinen Männerfilm wirkt nur die Rolle von Niamh Algar („Censor“) als toughe Geldtransporter-Mitarbeiterin Dana wie ein Fremdkörper. Für Freunde des Starkinos: Andy Garcia hat als FBI-Agent zwei überraschende Kurzauftritte.