Liebe, D-Mark und Tod

29.09.2022

Dieser Dokumentarfilm erhielt bei der diesjährigen Berlinale den verdienten Publikumspreis. LIEBE, D-MARK UND TOD – ASK, MARK VE ÖLÜM von Cem Kaya erzählt die aufregende Geschichte der türkischen Gastarbeiter in der Bundesrepublik Deutschland – ihr verzweifelter Versuch, sich in der Fremde zu integrieren. Aus dem vielen Archivmaterial zeigt uns der Regisseur eine Gegenwelt, die wir Deutschen kaum kennen.

Jeder der drei Teile hat ein eigenes Thema: In „Liebe“ wird die erste Generation der Türken fern der Heimat gezeigt: hilflos, heimatlos und am Arbeitsplatz brutal ausgebeutet. Die Türken leben unter sich, haben die deutsche Sprache noch nicht gelernt und keine deutschen Freunde. Aber sie haben einen Ausgleich von der Maloche am Fließband: die Musik aus ihrer Heimat. Und so entwickelt sich in den Industriestädten – allen voran Köln und Berlin – eine eigenständige Musikkultur. Läden, in den Kassetten mit einheimischen Klängen verkauft werden, schießen aus dem Boden. Und immer mehr türkische Musiker kommen nach Deutschland, um hier Live-Konzerte zu geben.

Im zweiten Teil „D-Mark“ entdecken auch die Türken den Kommerz. Die Konzerte erhalten immer mehr Zulauf – doch am meisten verdienen die Musiker bei den aufwendigen türkischen Hochzeiten mit oft Tausenden von Gästen. Die Gastarbeiter beginnen sich, gegen die Ausbeutung zu wehren. Es gibt wilde Streiks – die Wirtschaft steht am Abgrund. Türkische Protestsänger werden immer populärer. Doch dann fällt in Berlin die Mauer.

Im dritten Teil „Tod“ regiert der Hass. Neonazis überschwemmen das Land, bei Brandanschlägen der rechten Szene sterben türkische Familien. Doch die Geschundenen wehren sich: Mit türkischer Rap-Musik erschaffen sie sich eine politische Gegenwelt gegen den rechten Abschaum. Rap ist halt international und nicht unbedingt an die eigene Sprache gebunden. Doch es ist ein extremer Kontrast zur eher orientalischen Musik des ersten Teils.

Der Regisseur hat mit genial eingesetztem Archivmaterial und tollen Musikern eine faszinierende Welt erschaffen – türkisches Leben außerhalb der Türkei. Dieser spannende Exkurs verdient JEDEN Zuschauer. Ein Muss für alle Musikliebhaber!

Trailer

ab12

Originaltitel

Ask, Mark ve Ölüm (Deutschland 2022)

Länge

102 Minuten

Genre

Dokumentation

Regie

Cem Kaya

Drehbuch

Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay

Verleih

Rapid Eye Movies HE GmbH

Filmwebsite

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