JFK Revisited

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Dieses Thema lässt den Regisseur einfach nicht los. 30 Jahre nach „JFK – Tatort Dallas“ mit Kevin Costner als Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison in der Hauptrolle bringt Oliver Stone den Dokumentarfilm JFK REVISITED ins Kino. Es war DER Kriminalfall des 20. Jahrhunderts: die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963. Dieses Ereignis erschütterte damals die ganze Welt. Der Täter war schnell gefasst, starb aber schon zwei Tage später ebenfalls durch ein Attentat. Doch die Rätsel blieben. War Lee Harvey Oswald ein Einzeltäter? Hatte er Komplizen? Hatte er überhaupt selbst geschossen? Der Amateur-Kurzfilm des Zeitzeugen Abraham Zapruder legte schon damals die Vermutung nahe, dass Kennedy möglicherweise von vorn erschossen worden war. Oswald befand sich aber in einem Gebäude HINTER der offenen Limousine des Präsidenten.

Auch 58 Jahre nach dem Attentat ließen die immer noch offenen Fragen Oliver Stone keine Ruhe. Der Film präsentiert Zeugenaussagen, die von der (offiziellen) Warren-Kommission entweder ignoriert oder vernichtet wurden. Im Zentrum des Filmanfangs steht das bizarre Phänomen der „Magic Bullet“, einer Gewehrpatrone, die angeblich sowohl Kennedy als auch den vor ihm sitzenden Gouverneur John Connally getroffen hatte.

Ein anderes zentrales Thema, das Stone ausführlich aufgreift, ist die schlampig durchgeführte Autopsie. Zwei FBI-Agenten waren damals die ganze Zeit anwesend und berichteten von der Unfähigkeit der Mediziner und von einer großen Wunde am Hinterkopf der Leiche – offenbar eine „Austrittswunde“. Doch davon war später im Bericht der Warren-Kommission nichts mehr zu lesen.

Im letzten Teil seines Films geht Stone auf Motivsuche. Wer hatte Interesse am Tod des Präsidenten? Gab es eine weltweite Verschwörung? Welche Schuld traf US-Politiker und Geheimdienstler? Stone macht kein Hehl daraus, dass 1963 und danach extrem viel vertuscht wurde. Und mehr als deutlich gibt er einer US-Behörde die Hauptschuld: der CIA und ihrem damaligen Direktor Allen Dulles. Gab möglicherweise die CIA den Auftrag zum Mord?

JFK REVISITED bietet in seinen knapp zwei Stunden nicht unbedingt viel Neues – doch Stone hat sorgfältig recherchiert und alle offenen Fragen in einem flüssigen Rhythmus präsentiert. An seiner Seite halfen ihm Whoopi Goldberg und Donald Sutherland (in der Originalfassung) als Erzähler.