Der Film der Woche

Ghostbusters Legacy

18.11.2021

„Who you gonna call?“ – Beinahe jeder Filmfan weiß die Antwort auf diese Frage: GHOSTBUSTERS. Jetzt, 37 Jahre später, lebt die Legende wieder auf und weiß auf so vielen Ebenen zu überzeugen: „Bustin‘ still makes me feel good“… 

Als vor fünf Jahren bereits eine Neuerscheinung in die Kinos kam, waren die Reaktionen recht gemischt. Viele konnten sich partout nicht damit abfinden, dass es sich plötzlich um eine rein weibliche Truppe handeln sollte – Eine Kritik, die ich besonders in der heutigen Zeit absolut nicht verstehen kann. Gut, dem Film ein wenig das Herzblut und er wirkte stellenweise mehr gewollt als gekonntm aber hey, ich habe mich zumindest köstlich amüsiert.

Doch jetzt stehen die Zeichen anders, denn auf dem Regiestuhl hat niemand geringerer als Jason Reitman Platz genommen. Ja genau, der Sohn von Ivan Reitman, der die ersten beiden Teile 1984 und 1989 inszeniert hatte. In einem kurzen Videostatement, dass uns der Verleih direkt vor der Pressevorführung gezeigt hatte, versicherte er uns, dass sein Vater jeden Tag am Set mit dabei war. „Stellen Sie sich vor, Sie gehen zur Arbeit und Ihre Eltern kommen jedes Mal mit und sagen ihnen, wie sie Ihren Job zu machen haben“, erklärte er mit einem Augenzwinkern. Dass Jason Reitman bereits mit „Juno“ oder „Up in the Air“ gezeigt hat, dass er ein erstklassiger Filmemacher ist, dürfte durchaus bekannt sein. Kein Wunder also, dass sich das Ergebnis hier mehr als sehen lassen kann.

Als die alleinerziehende Mutter Callie (Carrie Coon) kurz davor ist, aus ihrer Wohnung zu fliegen, schnappt sie sich ihren 15-jährigen Sohn Trevor (Finn Wolfhard) und ihre 12-jährige Tocher Phoebe (Mckenna Grace) und fährt mit ihnen zur heruntergekommenen Farm ihres Vater, an den sie kaum eine Erinnerung hat. In der Stadt war der alte Mann als Verrückter bekannt, zu dem kaum jemand irgendeinen Kontakt pflegte. Doch dass ihren Großvater irgendeine geheimnisvolle Aura umgeben hat, wird den beiden Kindern schnell klar. Als sie zudem noch das alte Ecto-1 unter einer Plane in der Scheune finden, ist ihr Ehrgeiz geweckt. Wer war dieser ominöse Großvater bloß und warum wird dieser kleine Ort immer wieder von mysterösen Erdbeben heimgesucht? Zusammen mit ihrem Lehrer Mr Grooberson (Paul Rudd) versuchen sie dem Geheimnis auf die Spur zu kommen…

Bereits in der Eröffnungssequenz wird jedem Ghostbusters-Fan schnell klar, um wen es sich beim Großvater wirklich handelt. Obwohl der Name erst sehr spät im Film fällt, ist beinahe jedem Zuschauer klar, dass wir diese Figur aus den ersten beiden Filmen kennen. Bei einer solch wunderbaren Verbeugung vor dem bereits im Jahre 2014 verstorbenen Originalmitglied Harold Ramis, der seinerzeit auch die Drehbücher verfasst und die Figuren überhaupt erfunden hat, ist schnell klar, dass uns hier ganz großes Kino bevorsteht.

Doch GHOSTBUSTERS LEGACY geht trotzdem seinen eigenen Weg. Anstatt eine neue Generation von Geisterjägern vorzustellen, verbeugt er sich vor dem Original und zeigt eine zutiefst familiäre Geschichte, die die Fragmente ihrer eigenen Vergangenheit wiederentdeckt.

Man könnte dem Film vorwerfen, dass er sich nichts Neues traut und im Prinzip dieselbe Geschichte wie im ersten Teil wieder neu erzählt. Doch das sehe ich weniger als Problem, sondern vielmehr als Verbeugung vor dem Original. Sozusagen ein sich stimmig schließender Kreis, der perfekt zur Eingangssequenz passt. Nein, hier hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht und sich bewusst dafür entschieden, die Geschichte genau so erneut aufzugreifen.

Auch in Bezug auf die Besetzung hat Reitman Jr. alles richtig gemacht. Als auto-verrückten Teenager besetzte er Finn Wolfhard, der vielen aus der Netflix-Serie „Stranger Things“ bekannt sein dürfte. Für die Rolle der wissenschaftlich-interessierten Tochter war ihm eines klar: „Phoebe ist brilliant und konnte natürlich nur von einer Schauspielerin gespielt werden, die genauso intelligent ist“, so Reitman. Daher fiel seine Wahl auf Mckenna Grace, die ihr Können bereits in „Begabt – Die Gleichung eines Lebens“ („Gifted“) unter Beweis stellen konnte.  Auch Paul Rudd in der Rolle des Lehrers Mr. Grooberson ist eine Bereicherung für den Film.

Und weil das Drehbuch so unfassbar gut ist, war überhaupt kein Problem, den Cast der ersten Filme für einen Cameo-Auftritt zurückzugewinnen. Da sich sowohl Bill Murray, Dan Akroyd und auch Ernie Hudson bereits öffentlich dazu geäußert haben, sollte das kein großes Geheimnis sein. Wie und wann sie genau auftauchen, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur so viel: Besser hätte man es nicht machen können!

Wenn dann nach 124 Minuten die letzte Szene gelaufen ist, steht sehr schnell fest, dass das hier ein klares Meisterwerk ist – mit einer wunderbaren Figurenzeichnung, einer eindrucksvollen Verbeugung vor dem Original und ganz viel Herzblut. Und wenn dann auch noch der Titelsong ertönt, ist die Welt wieder in Ordnung. Wohlgemerkt der Original-Titelsong von 1984, kein Remake oder Cover mit einem hippen Beat. Nein, der echte und einzig wahre Ghostbusters-Song. Und siehe da: Bustin‘ still makes me feel good“.

Trailer

ab12

Originaltitel

Ghostbusters Afterlife (USA 2021)

Länge

124 Minuten

Genre

Abenteuer / Action / Komödie

Regie

Jason Reitman

Drehbuch

Jason Reitman, Gil Kenan

Darsteller

Paul Rudd, Carrie Coon, Finn Wolfhard, Mckenna Grace

Verleih

Sony Pictures Releasing GmbH

Filmwebsite

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