Die Küchenbrigade

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Besonders in Frankreich erfreut sich das Genre der Sozialkomödie stetiger Beliebtheit. Ob es um körperlich Behinderte („Ziemlich beste Freunde“), um Rassismus („Monsieur Claude“) oder um provinzielle Hinterwäldler („Willkommen bei den Sch’tis“) geht – der brisante Stoff wird meist humorvoll und unterhaltsam umgesetzt. Doch leider funktioniert der Ansatz nicht immer – wie jetzt in DIE KÜCHENBRIGADE von Louis-Julien Petit. Allzu deutlich spürt man das Thema, das wohl allen auf den Nägeln brennt: Es geht um junge Migranten, denen die Abschiebung droht.

Nach einem Streit mit ihrer Chefin, einer populären Fernsehköchin, die nebenbei ein Edelrestaurant betreibt, kündigt Cathy (Audrey Lamy) fristlos. Doch mit 40 ist es nicht mehr ganz so leicht, einen neuen Job zu finden. Das einzige Angebot: die Leitung der Kantine in einem Heim für alleinstehende, jugendliche Migranten. Cathy träumt von einem eigenen Restaurant – stattdessen muss sie jetzt Billigprodukte zubereiten. Der Heimleiter (François Cluzet, wer denn sonst?) lebt nach dem Motto „Fußball und Dosenravioli – das muss reichen“. Die Bewohner werden, bis sie 18 sind, in Frankreich geduldet, dann folgt in den meisten Fällen die Abschiebung in ihr Heimatland. Bis dahin verbringen sie die Tage eher lustlos.

Cathy überredet einige der Heimbewohner, ihr in der Küche zu helfen. Sie will das Interesse der Jugendlichen wecken, Spaß an der Arbeit zu heben und sich ein bisschen Esskultur anzueignen. Das ist für die Französin Cathy natürlich eine Selbstverständlichkeit. Die jungen Leute finden Gefallen am neuen, ungewöhnlichen Speiseplan. Nach langem Zögern akzeptiert der Heimleiter den Wandel – das Budget darf nur nicht überschritten werden. Am Ende überredet Cathy die inzwischen fast professionell agierende „Küchenbrigade“, bei einer TV-Show für Amateurköche mitzumachen – mit verblüffender Pointe…

Regisseur Louis-Julien Petit verzichtet in DIE KÜCHENBRIGADE auf Überraschungen. Seine Sozialkomödie läuft in den 97 Minuten nach Schema F ab: Da wird jedes relevante, auch ernste Thema kurz angerissen, dann geht der (oberflächliche) Spaß weiter. Superstar François Cluzet spielt seine kleine Rolle mit angezogener Handbremse, Audrey Lamy schafft es dagegen, mit ihrer hinreißenden Darstellung uns die Liebe zum Essen näher zu bringen. Auch die jugendlichen Laien in ihren Migranten-Rollen überzeugen – manchmal glaubt man sogar, sie spielten ihr eigenes Leben nach. Ein wichtiges Thema, eine durchschnittliche Komödie!