Traumnovelle

16.01.2025

Wer Stanley Kubricks letzten Film „Eyes Wide Shut“ (1999) mit Nicole Kidman und Tom Cruise sehr gut kennt, mag so seine Zweifel haben, ob sich eine Kinokarte für TRAUMNOVELLE von Florian Frerichs lohnt – denn beide benutzen als literarische Vorlage Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“. Doch auch der deutsche Regisseur, der zusätzlich auch für Drehbuch und Schnitt verantwortlich war, wählte wie Kubrick eine freie Adaption der berühmten Erzählung, so dass die Schnittmenge der beiden Filme zu vernachlässigen ist.

Außerdem verzahnte Frerichs in seiner Version den Text mit Motiven aus Verdis Oper „Un ballo in maschera“ („Ein Maskenball“). Die Musik in Kubricks Schwanengesang war übrigens ein Walzer von Schostakowitsch. Es gibt also genug Gründe, sich diesem ehrgeizigen Versuch vor der großen Leinwand zu nähern. Doch so ganz deutsch ist Florian Frerichs’ TRAUMVOLLE dann doch nicht: Der Regisseur drehte den Film auf Englisch, um ihn weltweit besser vermarkten zu können.

Berlin, heute: eine Stadt der Träume und Albträume. Hier lebt der Arzt Jakob (Nikolai Kinski) mit seiner Frau Amelia (Laurine Price) und seinem Sohn Henry. Doch in ihrer Ehe ist die Liebe abhanden gekommen, das Leben von Jakob und Amelia ist geprägt von unerfüllten Sehnsüchten, verborgenen Begierden und unausgesprochenen Missverständnissen. Kann der Sex ihre Ehe retten?

In purer Verzweiflung verlässt Jakob die gemeinsame Wohnung und taumelt in einer Art Phantasmagorie durch das nächtliche Berlin. Die Tochter eines gerade verstorbenen Patienten wirft sich ihm an den Hals, eine flüchtige Begegnung auf der Straße entführt ihn in ein Bordell, ein verloren geglaubter Freund eröffnet ihm einen Eintritt in eine ihm fremde Schattengesellschaft: Er landet mitten in einer surrealistischen Orgie. Zuvor hatte ihm ein mysteriöser Händler (Detlev Buck) dafür eine Maske (als Eintrittskarte) besorgt.

Zurück zu Hause hat seine Frau nichts besseres zu tun, als ihm jetzt ihre Träume zu erzählen. Am nächsten Tag will Jakob – manisch besessen – seine nächtlichen Abenteuer wiederholen. Doch nichts ist wie zuvor: die Tochter des toten Patienten abgereist, der Freund verschwunden, der Maskenladen verschlossen, die Villa, in der die Orgie stattfand, leer und die geheimnisvolle Schöne der Nacht wahrscheinlich ermordet. Doch war alles letztendlich nur ein Traum?

Mit viel Gespür für filmischen Surrealismus und visuelle Innovationen schafft Florian Frerichs eine Aura des Unwirklichen in einer Welt aus Schuld und Sühne. Der Regisseur nennt seinen Film einen „Genremix aus Komödie, Erotik, Horror und Thriller“. Das ist ihm durchweg gelungen – da verzeihen wir so manche Episode, die allzu literarisch oder theatralisch ausgefallen ist. Der Mut, sich an Kubrick zu messen, muss belohnt werden.

Trailer

ab16

Originaltitel

Traumnovelle (Deutschland 2024)

Länge

109 Minuten

Genre

Drama / Erotik / Thriller

Regie

Florian Frerichs

Drehbuch

Florian Frerichs

Kamera / Director of Photography (DOP)

Konstantin Freyer

Darsteller

Nikolai Kinski, Laurine Price, Detlev Buck, Nora Islei, Bruno Eyron, Sharon Kovacs

Verleih

Apollo Filmproduktions GmbH

Filmwebsite

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