Rifkin’s Festival

07.07.2022

Woody Allen, lass es einfach! Nachdem die großen Verleiher aus bekannten Gründen abgesprungen waren, hat sich jetzt „Filmwelt“ des neuen Werks RIFKIN’S FESTIVAL erbarmt und bringt ihn in die deutschen Kinos. Wegen der Missbrauchsvorwürfe kam Woody Allens vorletzter Film schon nicht mehr in die US-Kinos, doch „A Rainy Day in New York“ lief immerhin noch bei uns – nicht sehr erfolgreich. Vor drei Jahren hatte der Regisseur diese Hommage an das europäische Kino direkt während des Filmfestivals im spanischen San Sebastian gedreht. Doch dann lag das fertige Produkt auf Halde. Jetzt bekommen wir es endlich zu sehen. Aber warum? Es ist wieder eine der unsäglichen Selbstbespiegelungen des New Yorkers, den wir trotz allem jahrzehntelang verehrt haben. Aber jetzt ist es auch gut!

Der New Yorker Schriftsteller und Filmexperte Mort Rifkin (Wallace Shawn), offensichtlich ein Alter Ego des Regisseurs, begleitet seine Frau, die PR-Agentin Sue (Gina Gershon), ins nordspanische San Sebastian, die beim Festival das französische Film-Wunderkind Philippe (Louis Garrel) betreut. Mort glaubt an eine Affäre der beiden und hat jede Nacht Albträume, in denen bekannte Schwarzweiß-Klassiker ablaufen, die Woody Allen genüsslich nachstellt: „Citizen Kane“, „Jules und Jim“, „Wilde Erdbeeren“, „Der Würgeengel“. (Wer die Originale kennt, hat hier bessere Karten.)

Der Hypochonder Mort erhält wegen angeblicher Herzprobleme über Beziehungen die Adresse der örtlichen Ärztin Dr. Jo Rojas (Elena Anaya), für die er vom ersten Moment an entflammt. Er flirtet ziemlich unbeholfen und macht mit ihr einen Ausflug in die nähere Umgebung. Dabei erfährt er von ihrer unglücklichen Ehe mit dem exzentrischen Maler Paco (Sergi López). Um sie immer wieder zu treffen, erfindet er lapidare Krankheiten: eine Beule auf dem Handrücken, ein Klirren im Ohr. Doch leider ist die schöne Spanierin nicht scharf auf den senilen Glatzkopf. Am Ende ist die Ehe von Mort und Sue gescheitert – und Mort träumt zum letzten Mal: ein Schachspiel mit dem Tod (Christoph Waltz!) aus Ingmar Bergmans „Das siebente Siegel“.

Ohne Bergman geht bei Woody Allen gar nichts. Doch diesmal hat es er übertrieben. Neben „Wilde Erdbeeren“ und „Das siebente Siegel“ darf man auch noch „Persona“ bewundern – natürlich muss auch Godard („Außer Atem“) dabei sein. Bei seiner uns allen bekannten Filmbegeisterung hat Woody Allen leider eines vergessen: eine Geschichte zu erzählen. In RIFKIN’S FESTIVAL ist alles nur platte Attitüde. Schade!

Trailer

FSK noch unbekannt

Originaltitel

Rifkin's Festival (USA 2020)

Länge

92 Minuten

Genre

Komödie

Regie

Woody Allen

Drehbuch

Woody Allen

Darsteller

Elena Anaya, Louis Garrel, Gina Gershon, Sergi López, Wallace Shawn, Christoph Waltz, Tammy Blanchard, Steve Guttenberg, Richard Kind, Douglas McGrath

Verleih

Filmwelt Verleihagentur GmbH

Filmwebsite

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