Willkommen in Siegheilkirchen

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Der österreichische Karikaturist, Grafiker und Cartoonist Manfred Deix starb bereits 2016 – doch noch zu Lebzeiten wollte er unbedingt aus seinen unverwechselbaren Figuren einen Animationsfilm machen. Kurz vor seinem Tod segnete er das Drehbuch ab, das jetzt die Regisseure Marcus H. Rosenmüller und Santiago López Jover unter dem bizarren Titel WILLKOMMEN IN SIEGHEILKIRCHEN ins Kino bringen.

Deix’ grelle Figuren sind fett, obszön und unsagbar hässlich. Hier hielt ein Mann mit zynischem Zeichenstift der Menschheit einen Spiegel vor: Sind das wirklich wir? Unter Mitwirkung des Animationsregisseurs Santiago López Jover hat Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt, ist länger tot“) in seinem ersten Animationsfilm diese nicht sehr heile Welt zum Leben erweckt. Wer möchte schon in Siegheilkirchen wohnen?

Der von allen nur „Rotzbub“ genannte Sohn braver Wirtsleute hadert in den 1960er-Jahren mit seinem Schicksal. Im erzkatholischen Hinterland irgendwo in Österreich sieht er keine Chance, als Zeichner Karriere zu machen. In der Schule ist er der ungeliebte Außenseiter, und bei den örtlichen Obrigkeiten eckt er ständig an. Doch er weiß sich zu wehren, und es kommt die Zeit, wo er einen unglaublichen Skandal entfacht, der Siegheilkirchen zum Erbeben bringt.

Wer Deix’ Bilder kennt, weiß, was ihn in diesem Film erwartet. Hier kann man sich nicht im Kinosessel genüsslich zurücklehnen, hier ist der politische Mensch gefragt. Das ist eine schonungslose Abrechnung mit dem hässlichen Europa – es geht natürlich nicht nur um Österreich. Wer einen „normalen“ Animationsfilm erwartet, sei gewarnt. Dies ist harte Kost – und natürlich nichts für Kinder!