In seinem Film NORWEGIAN DREAM zeichnet der Regisseur Leiv Igor Devold das Bild eines jungen Mannes, der von Polen nach Norwegen zieht, um der Erfüllung seines Traumes ein wenig näher zu kommen.
Der Pole Robert (Hubert Miłkowski) ist 19 und gerade nach Norwegen gezogen, um dort in einer Fischfabrik zu arbeiten. Den Job braucht er, um die Schulden seiner Mutter zu begleichen. Schnell findet er im fremden Land Anschluss, verliebt sich sogar in Ivar (Karl Bekele Steinland), den Adoptivsohn des Fabrikeigentümers. Doch während Ivar offen schwul ist, versteckt Robert lieber seine Gefühle. Als es in der Firma aufgrund der Arbeitsbedingungen zu einem Streik kommt, muss sich Robert zwischen dem Geld, das er so dringend benötigt, und seiner Liebe zu Ivar entscheiden…
Wer glaubt, die norwegisch-polnisch-deutsche Koproduktion sei ein typisches Schwulendrama, der wird schnell eines Besseren belehrt. Denn der in Warschau geborene Regisseur Leiv Igor Devold verbrachte den Großteil seines Lebens in Norwegen, da seine Mutter 1975 dorthin ausgewandert ist, um ihr Glück zu finden. Sein Herz gehört aber immer Polen, die Devold in einem Statement bekräftigt. So ist NORWEGIAN DREAM durchaus eine sehr persönliche Geschichte und das merkt man dem Film deutlich an.
Der schwule Aspekt des Films steht hier jedoch niemals vollends im Mittelpunkt. Devold wirft zugleich einen Blick auf die ausbeuterischen Verhältnisse im Niedriglohnsektor. Wer erinnert sich da nicht an die skandalösen Vorkommnisse in der deutschen Fleischindustrie vor einigen Jahren. Auch hier werden diejenigen, die der Landessprache nicht mächtig sind, gnadenlos ausgenutzt. Sei es durch übertrieben Kautionen für einfachste Unterkünfte oder Überstunden, die „ausgezahlt werden, wenn wir wieder in Polen sind“. Jeder weiß, dass dieses Geld niemals zu ihren Empfängern gelangen wird. Und wer widerspricht, der fliegt hochkant raus. Eine Schande, dass so etwas heutzutage immer noch möglich ist.
Mit seinem Kameramann Patryk Kin fängt Devold zudem die landschaftliche Schönheit der norwegischen Landschaft ein, die im krassen Gegensatz zur Lebenssituation der Protagonisten steht, was Kin durch den Einsatz eines starken Colorgradings unterstreicht.
Mit NORWEGIAN DREAM liefert Leiv Igor Devold vor allem durch seine beiden Hauptdarsteller Hubert Miłkowski und Karl Bekele Steinland einen starken Film ab, dessen Tragik und Leichtigkeit sich ständig glaubwürdig abwechseln.
Norwegian Dream (Norwegen / Polen / Deutschland 2023)
98 Minuten
Drama
Leiv Igor Devold
Justyna Bilik, Gjermund Gisvold, Radosław Paczocha
Hubert Miłkowski, Karl Bekele Steinland, Edyta Torhan, Øyvind Brandtzæg
Salzgeber & Co. Medien GmbH