Green Border

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland liebt die großen Themen. In GREEN BORDER wählt sie ein Thema, das uns allen unter den Nägeln brennt: die Flüchtlingskrise mitten in Europa. Das ist alles sehr, sehr traurig. Der Film erhielt beim Filmfestival von Venedig den Spezialpreis der Jury – doch in ihrer Heimat wurde Agnieszka Holland von der damals noch amtierenden PIS-Regierung als Nestbeschmutzerin verteufelt. So ändern sich die Zeiten…

Angelockt von den Versprechungen des Belarus-Diktators Lukaschenko sind die syrischen Flüchtlinge Bashir (Jalal Altawil) und Amina (Dalia Naous) mit ihrer Familie in Minsk gelandet, um von dort über die „grüne Grenze“ nach Polen zu gelangen und zu ihren Verwandten in Schweden weiter zu reisen. Doch die polnische Regierung stellt sich stur – es gibt kein Durchkommen. So endet die Flucht der Syrer mitten in den Wäldern zwischen Belarus und Polen. Schämt euch, ihr Regierungen!

Die engagierte polnische Psychotherapeutin Julia (Maja Ostaszewska) wird Teil der Aktivistinnen und versucht, den Syrern zu helfen – an ihrer Seite der polnische Grenzschützer Jan (Tomasz Włosok), der sich gegen seine Vorgesetzten auflehnt. Immer wieder hat eine der Seiten das Übergewicht – irgendwann möchten wir nicht mehr hinschauen. Das ist alles so bitter…

Die Regisseurin Agnieszka Holland, die auch am Drehbuch beteiligt war, hält uns Europäern den Spiegel vor: Warum musste dies alles passieren? Warum haben wir nicht eingegriffen? Hier muss jeder von uns in sich gehen – und weinen!

Agnieszka Holland hat den Finger auf die Wunde gelegt – und wir Kinogänger sind peinlich berührt. Die Regisseurin war in manchen Szene zwar didaktisch zu übermotiviert, doch das verzeihen wir ihr gerne! Hier hat jemand begriffen, was „politisches Kino“ ausmacht. GREEN BORDER sollte in diesem Jahr jeder von uns anschauen!