16 Mal ist Mickey Barnes bereits gestorben, aber auch um MICKEY 17 steht es nicht wirklich gut im Action-Kracher des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon Ho…
Hochverschuldet steckt Mickey Barnes (Robert Pattinson) in einer Krise. Wie soll er jemals das Geld zusammenbekommen, das ihm ein zwielichtiger Kredithai geliehen hat? Kurzentschlossen schließt er sich der Niflheim-Weltraum-Expedition des ehemaligen Abgeordneten Kenneth Marshal (Mark Ruffalo) und dessen exzentrischen Frau Ylfa (Toni Collette) an – schließlich steht die Erde sowieso kurz vor dem Kollaps. Dumm nur, dass er das Kleingedruckte so gar nicht gelesen hat, und zum „Expendable“ wird. Sein zukünftiger Job ist dabei recht simpel: auf dem Zielplaneten als Test-Dummy zu sterben. Immer wieder zu sterben. Kaum ist eine Version tot, kommt prompt die nächste Version aus dem 3D-Drucker, Erinnerungen inklusive. 16 Mal ist Mickey bereits gestorben und eigentlich ist Nummer 17 auch schon wieder erledigt. Als er trotzdem überlebt, ist Nummer 18 bereits gedruckt. Aber da sogenannte „Multiples“ nicht erlaubt sind, droht beiden die Auslöschung. Es beginnt ein Wettkampf der beiden ungleichen Mickeys…
Eigentlich sollte MICKEY 17 schon längst veröffentlicht worden sein, doch immer wieder verzögerte sich die Fertigstellung. Die Dreharbeiten begannen bereits Anfang August 2022, doch aus dem avisierten Kinostart im März 2024 wurde nichts. In die aufwendige Post-Produktionsphase fielen diverse Streiks von Berufsverbänden in Hollywood, darunter auch der der Schauspieler-Gewerkschaft SAG-AFTRA. Zur diesjährigen Berlinale war es dann endlich so weit, und MICKEY 17 feierte als „Berlinale Special Gala“ seine Europapremiere in Anwesenheit des Regisseurs Bong Joon Ho und der Cast-Mitglieder Robert Pattinson, Steven Yeun, Naomie Ackie, Anamaria Vartolomei und Toni Collette.
Mit MICKEY 17 ist Bong Joon Ho nach seinem Oscar-Gewinner „Parasite“ erneut ein grandioser Film gelungen, der auf kongeniale Art und Weise das Blockbuster-Kino mit einer Kapitalismuskritik verbindet. Zwar kommt diese eher mit dem Holzhammer daher, aber das stört zum Glück nicht wirklich. Mark Ruffalo beispielsweise hatte sichtlich Spaß daran, seine Figur als ein Donald-Trump-Abziehbild mit Hitler-Anleihen zu interpretieren. Dass diese Darstellung inzwischen von der Realität überholt wurde, konnte zur Drehzeit vor zweieinhalb Jahren noch niemand wirklich ahnen.
Aber auch Robert Pattinson sollte sein Twilight-Image mit MICKEY 17 endgültig ablegen können. Zwar hat er schon mehrfach bewiesen, dass er schauspielerisch zu weitaus mehr in der Lage ist, als einen blassen Vampir dazustellen, die meisten verbinden ihn aber immer noch mit dieser Rolle. Gerade im direkten Vergleich von Mickey 17 und Mickey 18 wird seine Bandbreite mehr als deutlich: Der eine ängstlich und naiv, der andere draufgängerisch und opportunistisch. Da kann man sich als Zuschauer nur verneigen.
Auch die überlange Post Production sieht man dem Film deutlich an. 118 Millionen soll der Film angeblich verschlungen haben, das meiste davon dürfte in die sensationellen Spezialeffekte geflossen sein. MICKEY 17 muss sich wirklich vor keinem einzigen Blockbuster verstecken, dafür sieht alles einfach viel zu gut aus. Gepaart mit den auf dem Punkt sitzenden Gags entwickelt sich der Film dadurch zu einer intensiven Achterbahnfahrt, die verdammt viel Spaß macht.
Ob „Parasite“, „Snowpiercer“ oder jetzt MICKEY 17 – Bong Joon Ho weiß einfach, wie man gute Blockbuster mit Tiefgang und schwarzem Humor perfekt inszeniert. Bravo!
Mickey 17 (USA / Korea 2025)
137 Minuten
Action / Komödie / Science-Fiction
Bong Joon Ho
Bong Joon Ho
Darius Khondji
Robert Pattinson, Naomi Ackie, Steven Yeun, Toni Collette, Mark Ruffalo
Warner Bros. Entertainment GmbH