Bolero

06.03.2025

Er gilt als das populärste Musikstück der modernen Klassik im 20. Jahrhundert: der „Bolero“ von Maurice Ravel. Das Biopic BOLERO von Anne Fontaine erzählt nicht nur die Entstehungsgeschichte des Dauerhits, sondern versucht auch, das immer noch geheimnisumwitterte Privatleben des Komponisten – speziell seine sexuelle Ausrichtung – zu ergründen. Litt Ravel unter seiner (nicht ausgelebten) Homosexualität oder war er schlicht und ergreifend asexuell?

Von Existenz- und Schaffensängsten geplagt, fällt das Muttersöhnchen Maurice (Raphaël Personnaz) Jahr für Jahr beim Wettbewerb um den „Prix de Rome“ durch. Bei dem scheuen, schmächtigen Mann setzt der Erfolg erst allmählich ein- aber dann so richtig. Bald ist er der berühmteste Komponist seiner Generation. Er wird von den Reichen hofiert und stolziert als Salonlöwe durch das Pariser Nachtleben einschließlich einschlägiger Bordelle.

Er überlebt den Ersten Weltkrieg als Sanitäter und leidet unter der unmöglichen Liebe zu seiner verheirateten Muse Misia Sert (Doria Tillier). Einzige langjährige Vertraute ist die Pianistin Marguerite Long (Emmanuelle Devos). 1927 erhält Ravel von der exzentrischen Tänzerin Ida Rubinstein (Jeanne Balibar) den Auftrag, die Musik für ihr nächstes Ballett zu komponieren. Doch ihm fällt monatelang nichts ein. Dann singt ihm jedoch seine Hausabgestellte den populären Schlager „Valencia“ vor – und er besucht eine laute Maschinenfabrik: Melodie und Rhythmus des „Bolero“ sind geboren…

Im rund 15 Minuten langen Stück wird auf der Grundlage eines gleichbleibenden rhythmischen Motivs – als ein auf einer kleinen Trommel gespieltes Ostinato – eine folkloristisch angehauchte Melodie 18-mal wiederholt. Der einzige Unterschied zwischen den Variationen ist eine jeweils andere Instrumentation. Nur kurz vor dem Ende wird die Tonart für acht Takte gewechselt. Dann folgt der grandiose Schlussakkord. Bei der gefeierten Premiere war von Ravel nur der Satz zu hören: „Dies ist ein reines Orchesterstück ohne Musik.“ Bis zu seinem Lebensende blieb ihm der sensationelle Erfolg des „Bolero“ schleierhaft.

Der Film beginnt mit einer Collage der unterschiedlichsten Arrangements des „Bolero“ – vom Jazz (Miles Davis) über den Rock (Frank Zappa) bis zum Samba und Schlager. Der Film endet mit der modernen Performance eines einzelnen Balletttänzers in der originalen Orchesterfassung. Der Kreis ist geschlossen.

Die französische Regisseurin Anne Fontaine hat ihre Filmbiografie sehr solide, aber auch ziemlich konventionell inszeniert. BOLERO lebt von der feinfühlig erzählten Geschichte – und von der Crème de la Crème französischer Schauspielkunst.

Trailer

ab6

Originaltitel

Bolero (Frankreich / Belgien 2023)

Länge

121 Minuten

Genre

Biographie

Regie

Anne Fontaine

Drehbuch

Anne Fontaine, Claire Berré, frei nach dem Roman „Maurice Ravel“ von Marcel Marnat

Kamera / Director of Photography (DOP)

Christophe Beaucarne

Darsteller

Raphaël Personnaz, Doria Tillier, Jeanne Balibar, Emmanuelle Devos, Vincent Perez, Sophie Guillemin, Anne Alvaro, Alexandre Tharaud, Florence Ben Sadoun

Verleih

X Verleih AG

Filmwebsite

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