Der Film der Woche

Living Bach

30.11.2023

Welch eine wunderbare Utopie! Die Nationen der Welt vereinen sich, um einen Mann zu ehren, der seit 1750 nicht mehr lebt und damals in der Leipziger Thomaskirche begraben wurde: der Komponist Johann Sebastian Bach. Der sensationelle und zu Herzen rührende Dokumentarfilm LIVING BACH von Anna Schmidt ist eine Hommage an das Gute im Menschen – und das in Zeiten, in denen die Welt am Abgrund steht (Ukraine/Russland, Israel/Gaza/Libanon).

Die Regisseurin Anna Schmidt ist mit ihrem Kameramann Axel Schneppat durch unzählige Länder gereist, um Bewunderer des deutschen Barockkomponisten zu treffen. Ein Gitarrist aus Paraguay spielt seinen Söhnen das Air aus Bachs 3. Orchestersuite vor, eine Frau aus Malaysia baut das erste (!) Cembalo ihres Landes und muss dabei gegen die Christenfeindlichkeit in ihrem islamischen Staat kämpfen, ein farbiger Südafrikaner müht sich beim Singen einer Bach-Kantate mit der komplizierten deutschen Sprache ab, ein US-amerikanischer Chor quält sich durch Bachs vertrackte Rhythmen. In einer ehemaligen deutschen Mission im australischen Outback üben Einheimische eine Bach-Kantate – in ihrer Aboriginis-Landessprache. Ein denkwürdiger Moment! Und auch im schweizerischen Bern treffen Studentinnen nicht jeden Ton.

Nicht jede Probe gelingt – doch genau das ist das Positive an diesem Film: Denn der Enthusiasmus der Mitwirkenden ist in jeder Sekunde zu spüren. Die Musik eines Mannes – 1685 in Eisenach geboren und 1750 In Leipzig gestorben – vereint alle. Am Ende treffen sich alle zum von Superstar Ton Koopman dirigierten Konzert als „Bach – We are Family“ in der Thomaskirche. Zuvor hatte der Südafrikaner an Bachs Grab eine Kerze entzündet. Wem da nicht die Tränen kommen…

Dokumentarfilme haben in der deutschen Kinolandschaft nicht unbedingt den besten Ruf. Doch LIVING BACH ist ein Traum von einem Film! Hier beweist die Musik, was mit ihr möglich ist. Auch wenn der Komponist schon lange tot ist; Am Ende haben wir alle diese Amateur-Musiker in unser Herz geschlossen. Toll! Hingehen! Auch wer mit Barock-Musik nichts am Hut hat, sollte diesen Versuch wagen. Ein cineastisches Wunder!

P. S. Kaum zu glauben: Alle Mitwirkenden haben den Namen „Bach“ richtig ausgesprochen. Wie wir wissen: Engländer und Franzosen haben echte Probleme mit dem deutschen „ch“. Bravo!

Trailer

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Originaltitel

Living Bach (Deutschland 2023)

Länge

114 Minuten

Genre

Dokumentation

Regie

Anna Schmidt

Drehbuch

Anna Schmidt

Verleih

Weltkino Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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