Karate Kid: Legends

Autor: Michael Spangenberg

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Gerade erst ist Li Fong (Ben Wang) mit seiner Mutter (Ming-Na Wen) von Beijing nach New York gezogen. Dass er dazu seine Kampfsport-Ausbildung bei seinem Onkel, dem legendären Kung-Fu-Trainer Mr. Han (Jackie Chan), aufgeben musste, macht ihm dabei schwer zu schaffen. Aber seiner Mutter zuliebe verzichtet er darauf, auch weil sein Bruder vor nicht allzu langer Zeit bei einem Straßenkampf ums Leben kam.

Gleich am ersten Abend in der neuen Stadt lernt er die gleichaltrige Mia (Sadie Stanley) kennen, deren Vater Victor (Joshua Jackson) eine Pizzeria betreibt. Als dieser ein paar Tage später von einer Gang zusammengeschlagen wird, kommt ihm Li Fong zu Hilfe und erfährt, dass Victor einigen Leuten Geld schuldet. Also erklärt sich Li Fong bereit, den ehemaligen Boxer für einen Kampf zu trainieren. Damit zieht Li Fong jedoch unfreiwillig die Aufmerksamkeit des lokalen Karatemeisters Connor Day (Aramis Knight) auf sich, der ihn zum ultimativen Kampf beim Five-Boroughs-Tournament auffordert. Doch Li Fong erhält überraschenderweise nicht nur Unterstützung von seinem Onkel, sondern auch vom legendären Karate Kid Daniel LaRusso (Ralph Macchio). Gemeinsam fusionieren sie Kung-Fu und Karate zu einer unschlagbaren Kombination. Doch reicht das, um den bisherigen Champion zu besiegen?

Wer erinnert sich noch an das unsägliche Karate-Kid-Remake aus dem Jahre 2010? Nun ja, der Film konnte seinerzeit weder Kritiker noch Publikum überzeugen und wirkte so, als wollten Will Smith und Jada Pinkett Smith ihren Sohn Jayden um alles in der Welt als neuen Action-Star etablieren. Aber Schwamm drüber, das ist längst vergessen. 15 Jahre später zeigen Regisseur Jonathan Entwistle und Drehbuchautor Rob Lieber, wie man es besser macht. Sehr viel besser.

Auch wenn sich die Story auf den ersten Blick anhört, als wäre sie am Reißbrett entstanden, löst sich dieses Vorurteil zum Glück sehr schnell in Luft auf. Zwar sind das alles erwartbare Versatzstücke, Lieber verzichtet in seinem Drehbuch aber auf arg konstruierte Zusammenhänge. Dadurch fühlt sich die Geschichte ein ganzes Stück authentischer an. Auch die Idee, im ersten Drittel die Prämisse des Originalfilms umzudrehen und das junge „Karate Kid“ einen älteren Mann trainieren zu lassen, ist verdammt clever. Als Nicht-Kampfsportler hätte ich mir allerdings gewünscht, dass mir der Unterschied zwischen Kung-Fu und Karate zumindest in Grundzügen erklärt wird. Aber sei‘s drum…

Auch in Sachen Kamera und Schnitt kann KARATE KID: LEGENDS mehr als überzeugen. Alles wirkt besonders frisch, und der Film setzt New York gekonnt als zusätzliche Hauptfigur perfekt in Szene. Hinzu kommt eine eindrucksvolle Besetzungsriege, allen voran die beiden Newcomer Sadie Stanley und Ben Wang, deren Chemie so glaubwürdig ist, dass man ihnen am liebsten noch viel länger folgen würde. Besonders hervorzuheben sind aber auch Jackie Chan und Joshua Jackson, den viele mit Sicherheit noch aus seiner Zeit bei „Dawsons Creek“ kennen dürften. Dass auch Ralph Macchio zurück ist, dürfte besonders die Fans des Originals von 1984 freuen. Macchio ließ verlauten, dass es ihm schon immer wichtig gewesen sei, das Franchise und die Figuren zu beschützen. Das dürfte vermutlich auch der Grund sein, warum er beim Remake von 2010 nicht dabei war. „Die Weiterentwicklung dieser Figuren, das Thema des Original-Films – beides hat die Zeit überdauert und begeistert nun neue Generationen“, so Macchio.

KARATE KID: LEGENDS gelingt es wunderbar, die mehr als 40 Jahre alte Geschichte in die heutige Zeit zu transportieren, ohne dabei den ursprünglichen Fokus zu verlieren. Und wenn am Ende noch ein Überraschungsgast auftaucht, sollten die Fans des Originals wunschlos glücklich sein. Aber das wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten…

Trailer