Alle lieben Touda

29.05.2025

Eine Frau tanzt und singt wie beseelt am Rande eines marokkanischen Dorfes – umringt von Männern mit lüsternen Blicken. Doch dann läuft irgendetwas schief. Das intensive Drama ALLE LIEBEN TOUDA von Nabil Ayouch erzählt eine herzzerreißende Geschichte über weibliche Selbstverwirklichung und arabischen Machismo…

Die unzähmbare Touda (Nisrin Erradi) träumt davon, eine „Sheikha“ zu werden: eine Sängerin, die die Tradition der altehrwürdigen Kultur der „Aita“ fortführt. Die „Aita“ ist eine Mischung aus Kampfgesang und gesungener Poesie – Ausdruck von Mut, Leidenschaft, politischer Haltung, Widerstandskraft und Selbstbehauptung. Entstanden im 19. Jahrhundert, wird sie mündlich und regional unter „Sheikhas“ weitergegeben.

Die alleinerziehende Touda lebt mit ihrem gehörlosen Sohn in einem kleinen Provinzdorf und tritt jeden Abend in den Bars der Umgebung auf – ungeschützt den Blicken der Männer ausgesetzt. Sie will unbedingt Karriere machen und zieht deshalb mit ihrem Sohn ins große Casablanca, um dort als echte „Sheikha“-Künstlerin anerkannt zu werden. Mit dem Geld will sie ihrem Sohn einen Platz in einer Sonderschule ermöglichen, damit dieser dort die Gebärdensprache erlernt. Sie selbst ist Analphabetin.

Aber Mutter und Sohn geraten im Moloch der Metropole vom Regen in die Traufe. Touda findet sich in einem schäbigen Hotel wieder, und für ihren Sohn ist ohne das nötige Geld kein Platz in der Schule frei. Unter dem fadenscheinigen Vorwand, sich als „authentische Sheikha“ bei einer Party der Superreichen zu präsentieren, landet Touda im Penthouse-Club der Schickimicki-Gesellschaft von Casablanca. Doch die Männer hier oben erwarten keinen Gesang, sie wollen etwas ganz anderes. (Anmerkung: Rick Blaine wäre längst eingeschritten!)

Eine Powerfrau kämpft sich nach oben – gegen alle Widerstände der Männerwelt und der weiblichen Konkurrenz. Zugegeben, das Thema ist nicht neu. Aber dem französisch-marokkanischen Regisseur Nabil Ayouch, der mit Maryam Touzani auch das Drehbuch schrieb, gelingt es, mit elektrisierenden Musikszenen und einem pulsierenden Inszenierungsstil diese besondere Welt der marokkanischen Kultur einzufangen.

ALLE LIEBEN TOUDA: Ein kleiner Film mit ein paar Klischees zu viel. Aber ein toller, wichtiger Film aus Nordafrika. Auch den Besuchern beim Filmfest Hamburg 2024 hat’s gefallen.

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab16

Originaltitel

Touda (Frankreich / Marokko / Niederlande / Belgien 2024)

Länge

102 Minuten

Genre

Drama

Regie

Nabil Ayouch

Drehbuch

Nabil Ayouch, Maryam Touzani

Kamera / Director of Photography (DOP)

Virginie Surdej

Darsteller

Nisrin Erradi, Joud Chamihy, Jalila Tlemsi, El Moustafa Boutankite, Lahcen Razzougui

Verleih

Immer Gute Filme Filmdistribution

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