The Black Phone

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Die US-Produktionsfirma „Blumhouse“ ist seit Jahren bekannt für ihre unkonventionellen, beinharten Horrorfilme, die zu den Perlen des Genres zählen. Ihr neuester Streich ist der sensationell gute Thriller THE BLACK PHONE, bei dem Regisseur Scott Derrickson und Hauptdarsteller Ethan Hawke nach „Sinister“ (2012) wieder zusammenarbeiten. Das Drehbuch von Derrickson und C. Robert Cargill basiert auf einer Kurzgeschichte von Joe Hill, Sohn des legendären Bestseller-Autors Stephen King. Seid versichert: Es wird brutal spannend!

1978, ein Vorort von Denver: Gerade hat der 13-jährige Finney (Mason Thames) ein Baseball-Spiel denkbar knapp verloren, als sein erfolgreicher Gegner am nächsten Tag von einem sadistischen Serienmörder (Ethan Hawke), genannt „der Greifer“, entführt und offensichtlich umgebracht wird. Der Killer hinter einer furchteinflößenden Maske hinterlässt keine Spuren – und er hat es nur auf Teenager-Jungen abgesehen.

Finney lebt mit seiner jüngeren Schwester Gwen (Madeleine McGraw) und seinem alleinerziehenden, überforderten Vater Terrence (Jeremy Davies) in einem verlotterten Haus. Gwen wird jede Nacht von entsetzlichen Albträumen geplagt, in denen sie die getöteten Jungen zu sehen meint. Eines Tages erwischt es auch Finney: Nach der Entführung wacht er in einem schalldichten Kellerraum auf. Das mit einem Gitter versperrte Fenster ist unerreichbar hoch – einziges interessantes Utensil ist ein an der Wand befestigtes schwarzes Telefon (Titel!). Zu dumm, dass das Kabel durchgeschnitten ist. Doch plötzlich läutet das Gerät, und eines der ermordeten Kinder ist in der Leitung, um Finney zu warnen: „Du musst sofort aus dem Keller verschwinden.“

Ein (scheinbar) defektes Telefon, ständige Fluchtversuche, eine Schwester mit dem „zweiten Gesicht“, ein hilfloser Vater und die ahnungslose Polizei. Dazu ein gnadenloser Killer und seine grässliche Maske. Mehr braucht es nicht für einen perfekten Horror-Thriller.

Der raue, fast schon archaische Schmuddel-Look passt wunderbar zum Jahr 1978, in dem THE BLACK PHONE spielt. Regisseur Scott Derrickson verzichtet konsequent auf die glatte Oberfläche eines Films von 2022. Das Ganze wirkt wie billig gedreht – obwohl das nicht stimmen muss. Aber dieses visuelle Element ist Absicht. Hollywood-Star Ethan Hawke ist nur in ganz wenigen Momenten als Mensch mit Gesicht zu erkennen – er fühlte sich offenbar dabei wohl, eine richtig „schräge“ Rolle spielen zu dürfen.

Hier hat ein Team begriffen, wie man einen richtig guten Thriller dreht. Der renommierte deutsche Kritiker und Regisseur Hans Christoph Blumenberg hatte vor Jahrzehnten den prägnanten Begriff geprägt: „ein kleiner, dreckiger Film“. Hier passt er!

Trailer