Acht Berge

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Mit seinem wilden Regiestil hat uns der Belgier Felix van Groeningen in „The Broken Circle“ (2013) alle überrascht. Jetzt hat es ihn in die italienischen Alpen verschlagen. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Charlotte Vandermeersch drehte er im spröden 4:3-Format das Drama einer jahrzehntelangen Freundschaft: ACHT BERGE.

In einem winzigen sterbenden Bergdorf ist Bruno der letzte lebende Junge. Als der gleichaltrige Turiner Pietro mit seinen Eltern in diesem Dorf Urlaub macht, freunden sich die beiden Jungen an. Gemeinsam erkunden sie die verlassenen Häuser, streifen an endlosen Sommertagen durch die Täler und besteigen die sie umgebenden Berge. Als Pietros Vater Brunos Vater am Ende des Sommers vorschlägt, Bruno könnte in Turin zur Schule gehen, verweigert der engstirnige Vater seinem Sohn die Erlaubnis.

Erst Jahre später treffen sich der erwachsene Pietro (jetzt: Luca Marinelli) und Bruno (Alessandro Borghi) wieder. Pietro hat inzwischen studiert, Bruno ist im Dorf geblieben. Pietro hat von seinem Vater eine verfallene Berghütte geerbt, die er mit Brunos Hilfe wieder instand setzt, um wenigstens im Sommer hier zu leben. Doch eigentlich zieht es ihn immer wieder nach Nepal, wo er hofft, inneren Frieden zu finden. Bruno hat inzwischen Pietros (platonische) Exfreundin geheiratet. Als er Haus und Hof verliert, bittet er seinen Freund, in dessen Hütte wohnen zu dürfen. Doch die Ehe zerbricht an der Armut des Paares. Am Ende lebt Bruno als Eremit einsam in den Bergen…

Für seine 147 (!) Minuten hat ACHT BERGE in meinen Augen einfach zu wenig Substanz, um vollständig zu überzeugen. Das epische Drama wird mit zu vielen Nichtigkeiten aufgeladen, die auf die Dauer ermüden. Und das enge Bildformat lässt die Schönheit der Berge nur erahnen. Felix van Groeningen hat hier für seine Verhältnisse einen sehr untypischen Film gemacht.

Der Titel bezieht sich übrigens auf ein buddhistisches Sprichwort: „In der Mitte der Welt befindet sich ihr höchster Gipfel, der Sumeru, umgeben von acht Meeren und acht Bergen. Die Frage ist: Wer erlangt mehr Weisheit? Derjenige, der alle acht Berge bestiegen oder derjenige, der den Gipfel des Sumeru erklommen hat?“