Vaiana 2

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Acht Jahre nach dem großen Erfolg kehrt die polynesische Abenteuerin in VAIANA 2 auf die große Leinwand zurück. Visuell absolut überwältigend fehlt der Geschichte aber ein frischer Wind – und ebensolche Songs…

Nach ihrem großen Abenteuer bleibt Vaiana (im Original: Auli’i Cravalho, deutsche Stimme: Lina Larissa Strahl) eine furchtlose Entdeckerin. Doch sie fragt sich, warum sie bislang auf den Meeren niemals auf andere Völker gestoßen ist. Das ändert sich, als sie eine Botschaft ihrer Vorfahren erhält und von der geheimnisvollen Insel Motufetu erfährt, die einst alle Völker zusammengehalten hat, inzwischen aber verschwunden ist. Und so stellt Vaiana ein Team zusammen, um nach der mystischen Insel zu suchen. Zusammen mit dem übereifrigen Moni (Hualalai Chung), der nerdigen Ingenieurin Loto (Rose Matafeo) und dem schrulligen Gärtner Kele (David Fane) setzt sie die Segel. Auf dem Weg trifft sie auf alte Bekannte wie den Halbgott Maui (Dwayne Johnson), der ihr erst einmal von der Weiterreise abrät. Doch davon lässt sich Vaiana natürlich nicht vom Weg abbringen…

2016 sorgte „Vaiana“ für mächtig Aufsehen, stellte Disney doch endlich einmal eine junge, furchtlose Frau in den Mittelpunkt, die keine Prinzessin war – und auch kein sein wollte. Und während der erste Teil seinen Fokus auf die Beziehung zwischen der abenteuerlustigen Vaiana und dem eher zurückhaltenden Halbgott Maui gesetzt hat, verliert sich VAIANA 2 in zu vielen Figuren und Schauplätzen. Es scheint fast so, als hätte man sich einzelne Versatzstücke des Vorgängers genommen und willkürlich mit teilweise veränderten Vorzeichen wieder zusammengesetzt. Das ist verdammt schade. Zwar ist VAIANA 2 durchaus unterhaltsam, aber die hohen Erwartungen kann der Film dann eben nicht erfüllen.

Während sich für den ersten Teil noch die Disney-Veteranen Ron Clements und John Musker verantwortlich gezeigt haben, die uns bereits Klassiker wie „Basil, der große Mäusedetektiv“, „Arielle, die Meerjungfrau“, „Aladin“ oder „Küss Den Frosch“ beschert haben, durfte bei VAIANA 2 der Nachwuchs ran. David Derrick Jr., Jason Hand und Dana Ledoux Miller führten Regie, während Ledoux Miller zusammen mit Jared Bush auch das Drehbuch verfasst hat. Man hat den Eindruck, dass diese Menschen irgendwie nicht in der Lage waren, neue Ideen zu finden, also entwarfen sie einen typischen Plot, der die Figuren von A nach B reisen lässt, um dort Aufgabe C zu erledigen. Klingt fad, ist es auch.

Auch musikalisch macht VAIANA 2 leider erhebliche Abstriche. Lin-Manuel Miranda, der einst mit Marc Mancina Songs wie „How Far I’ll Go“ geschrieben hat, ist nicht mehr an Bord. Mancina ist zwar weiterhin dabei, aber offensichtlich war Miranda die treibende Kraft beim Schreiben der Songs. Unterstützung erhält Mancina dieses Mal von den Grammy-Gewinnerinnen (Bestes Konzeptalbum für „The Unofficial Bridgerton Musical“) Abigail Barlow und Emily Bear, auch bekannt als „Barlow & Bear“, die zwar einen durchaus hörenswerten Endcredit-Song „Beyond“ geschrieben haben, den Auli’i Cravalho bravourös eingesungen hat, deren restliche Songs aber nicht einmal ansatzweise so catchy sind.

In einem Punkt kann VAIANA 2 dann aber doch noch überzeugen: Die Animationen sind nicht nur State-of-the-Art, sondern liegen weit darüber. Es scheint fast so, als hätte die Branche hier noch mal einen großen Schritt gemacht. Doch leider hilft das in der Summe nicht über eine zerfaserte Story hinweg. Und wenn man in einer Extra-Szene im Abspann dann die Worte „Das ist nicht das Ende – wir fangen gerade erst an“ vernimmt, dann könnte man das auch als Drohung auffassen. Bleibt zu hoffen, dass sich Disney bei einem potentiellen dritten Teil vielleicht wieder auf alte Werte zurückbesinnt…