Bekanntermaßen ist Kanada ein zweisprachiges Land auf dem amerikanischen Kontinent: Rund um Montreal und Québec wird fast nur französisch gesprochen. Dieses Phänomen nimmt der kanadische Regisseur Matthew Rankin zum Anlass, mit UNIVERSAL LANGUAGE eine schräge Parabel über Zweisprachigkeit ins Kino zu bringen. Doch hier ist es Farsi, die Sprache der Iraner…
Beim Filmfest Hamburg 2024 erhielt das Werk den „Arthouse Cinema Award“ des internationalen Verbands der Filmkunsttheater C.I.C.A.E. Ich zitiere aus der Begründung: „Die Jury war beeindruckt von der ungewöhnlichen, aber kohärenten Struktur des Films, der Schaffung einer fantasievollen interkulturellen Welt und dem kreativen Einsatz filmischer Mittel – insbesondere der Musik.“ Ich bin leider überhaupt nicht dieser Meinung!
Bei der abendlichen Filmfest-Premiere im Abaton-Kino meldete sich eine Dame aus dem Publikum und fragte den anwesenden Produzenten, was an diesem Film so witzig sein soll. Seine Antwort war nur sprachloses Staunen. Offensichtlich spaltet die schon in Cannes erfolgreich gelaufene Farce die Gemüter.
Fast alles in UNIVERSAL LANGUAGE ist bizarr. Vor allem: Es wird während der 89 Minuten bis auf wenige Ausnahmen NUR Farsi gesprochen – und das im winterlichen Winnipeg, der Hauptstadt der Provinz Manitoba, wo man sich gewöhnlich auf Englisch verständigt. Hier leben die Grundschüler Negin und Nazgol. Sie finden einen in einem Eisblock eingefrorenen iranischen 500-Rial-Geldschein und wollen ihn auftauen. Dabei treffen sie auf einen umher spazierenden Truthahn, einen Mann, der einen beleuchteten Weihnachtsbaum an sich drückt und einen singenden Truthahn-Verkäufer mit rosa Cowboyhut.
Unterdessen kündigt Matthew (Regisseur Matthew Rankin als Schauspieler) seinen sinnlosen Job in einem Regierungsbüro in Québec und begibt sich auf eine rätselhafte Reise nach Winnipeg, um seine Mutter zu besuchen. Zeitgleich führt Massoud (Pirouz Nemati) mit pinkfarbenen Ohrenschützern eine Gruppe verwirrter Touristen durch die Stadt und landet an einem von Autobahnen umschlossenen Denkmal. Als Matthew endlich an seinem Elternhaus ankommt, fühlt er sich sofort als Fremder – egal in welcher Sprache.
Farsi in Winnipeg – zum Glück gibt es Untertitel. Was soll daran bitte schön komisch sein? Wer die Geschichte vom Turmbau zu Babel kennt, wird so seine Ahnung haben, was der Regisseur mit UNIVERSAL LANGUAGE bezwecken wollte. Hier ist alles absurd, schrill und hirnrissig – aber leider überhaupt nicht witzig.
Nur Kenner der iranischen Filmgeschichte, vor allem der Meisterregisseure Abbas Kiarostami und Jafar Panahi, werden die vielen Anspielungen entdecken können und dabei ihre helle Freude haben. Alle anderen schauen ziemlich betreten drein. Der Film ist ein skurriler Versuch und ein mutiges Wagnis. Mehr nicht!
Universal Language (Kanada 2024)
89 Minuten
Komödie / Drama
Matthew Rankin
Matthew Rankin, Pirouz Nemati, Ila Firouzabadi
Isabelle Staschtschenko
Rojina Esmaeili, Saba Vahedyousefi, Sobhan Javadi, Pirouz Nemati, Matthew Rankin, Mani Soleymanlou, Danielle Fichaud, Bahram Nabatian, Ila Firouzabadi, Hemela Pourafzal, Dara Najmabadi
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