Jupiter

23.01.2025

Eine Familie in den Fängen einer Sekte. Und ein vierzehnjähriges Mädchen zwischen den Stühlen. All das erzählt Benjamin Pfohl in seinem Regiedebut JUPITER…

Barbara (Laura Tonke) und Thomas (Andreas Döhler) sind mit ihrem Sohn Paul (Henry Kofahl) überfordert, der an einer schweren geistigen Störung leidet. Als alle Ärzte ihnen nicht helfen können, finden sie Zuflucht in einer Art Sekte, die glaubt, die Menschheit würde vom Planeten Jupiter abstammen. Die vierzehnjährige Lea (Mariella Aumann) ist dabei hin- und hergerissen. Einerseits fällt es ihr schwer, die Beweggründe der Eltern nachzuvollziehen, andererseits findet auch sie in der Gemeinschaft ein wenig Ruhe vor ihrem täglichen Kampf des Erwachsenwerdens. Doch als sie bei einem Wochenendtrip ihren Vater beim Bau einer seltsamen Maschine entdeckt, wird ihr der wahre Grund der Reise klar: Im Streben nach einer höheren Existenz plant die Gruppe einen kollektiven Selbstmord, bei dem ihre Seelen zu dem vorbeiziehenden Kometen Calypso aufsteigen und mit ihm zum Jupiter reisen sollen. Lea ist gezwungen, in ihrem noch so jungen Alter die Entscheidung eines Erwachsenen zu fällen: Will sie ihren Eltern folgen oder ihren ganz eigenen Weg gehen, um sich den Problemen dieser Welt zu stellen?

Bereits 2019 drehte Autor und Regisseur Benjamin Pfohl einen Kurzfilm mit demselben Titel. Der kam so gut an, dass er sich entschloss, die Geschichte zu einem abendfüllenden Spielfilm auszubauen. Es folgten diverse Auszeichnungen, unter anderem der „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ und der „Kritikerpreis“ bei den Hofer Filmtagen. Und tatsächlich kann JUPITER in der Tat überzeugen, auch wenn ich ihm persönlich keine Höchstwertung attestieren kann.

Pfohl entfaltet seine Geschichte äußerst behutsam. Der Film springt in der Zeit hin und her und offenbart damit nach und nach, wie diese Familie an den Punkt gelangte, an dem sie sich jetzt befindet. Wo es bei anderen Filmen schwer fällt, dem ständigen zeitlichen Wechsel zu folgen, funktioniert das hier sogar erstaunlich gut. Als Zuschauer bekommt man ein Gefühl dafür, warum sich die Familie so sehr an diesem letzten Strohhalm festklammert. Ich hätte mir persönlich aber ein wenig mehr Hintergrund gewünscht, vor allem weil es Pfohls Ziel war, zu hinterfragen, warum sich Menschen in solchen Gemeinschaften radikalisieren und unsere Welt, unsere Werte und unsere Gesellschaft in Frage zu stellen. Dafür nimmt dieser Teil meines Erachtens aber dann doch zu wenig Raum ein.

Das macht JUPITER aber nicht automatisch zu einem schlechten Film. Bei weitem nicht! Denn sowohl visuell als auch soundtechnisch kann der Film wirklich überzeugen. Die Bilder des Jupiters, von dem wir uns im Laufe des Films immer weiter entfernen, sehen spektakulär aus. Aber auch die Besetzung ist perfekt gewählt. Laura Tonke als überforderte, aber trotzdem liebevolle Mutter und Andreas Döhler als der konfliktscheue, totale Gegenpart überzeugen wie immer. Und der Nachwuchsdarstellerin Mariella Aumann gelingt es, ihre innere Zerrissenheit erstaunlich deutlich zum Ausdruck zu bringen.

Dass mich JUPITER nicht vollends abgeholt hat, ist natürlich einzig und allein meinem persönlichem Sehempfinden zuzuschreiben. Trotzdem ziehe ich meinen Hut vor einem dennoch starken (Langfilm-) Regiedebüt und bin gespannt, was wir von Benjamin Pfohl in Zukunft noch zu sehen bekommen.

Trailer

ab16

Originaltitel

Jupiter (Deutschland 2023)

Länge

100 Minuten

Genre

Drama / Familie / Science-Fiction

Regie

Benjamin Pfohl

Drehbuch

Benjamin Pfohl, Silvia Wolkan

Kamera / Director of Photography (DOP)

Tim Kuhn

Darsteller

Mariella Aumann, Laura Tonke, Andreas Döhler, Ulrich Matthes, Paula Kober

Verleih

missingFILMs Filmverleih

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