Was für ein Brett von einem Film: Demi Moore und Margaret Qualley liefern sich in THE SUBSTANCE ein eindrucksvolles Duell der Schönheit – und jedes Mal, wenn man denkt, mehr geht nicht, legt der Film noch eine Schippe Body-Horror drauf…
Seit vielen Jahren ist Elizabeth Sparkle (Demi Moore) das Aushängeschild einer Fitness-TV-Sendung, doch jetzt entscheidet der Senderchef Harvey (besonders schleimig: Dennis Quaid), dass ihre Blütezeit vorbei ist und entlässt sie. Doch Elizabeth entdeckt eine neue Droge namens THE SUBSTANCE, die es ihr mit nur einer Injektion ermöglicht, als wunderschöne Mittzwanzigerin Sue (Margaret Qualley) wiedergeboren zu werden – allerdings nur für eine kurze Zeitspanne. Die einzige Regel lautet, dass sich beide die Zeit teilen müssen: Eine Woche in einem Körper, dann wieder eine Woche im anderen. Ausnahmen gibt es nicht. Was kann dabei schon schiefgehen…?
Seine Deutschland-Premiere feierte THE SUBSTANCE beim diesjährigen Filmfest München, wo der Film nach seiner Premiere in Cannes für ordentlich Furore sorgte. Unter den Kritikerkollegen avancierte der Film schnell zu einem „Muss man gesehen haben“. Und was soll ich sagen, auch mich er vollends abgeholt. Demi Moore und Margaret Qualley liefern sich hier ein erbarmungsloses Gefecht, das partout kein Ende finden kann. Normaler mag ich es überhaupt nicht, wenn ein Film nach jedem gefühlten Abschluss noch mal eine Ehrenrunde dreht, aber die Regisseurin Coralie Fargeats treibt das hier gnadenlos auf die Spitze. Es fühlt sich beinahe so an, als hätte sie diverse alternative Enden für die spätere DVD- und Blu-Ray-Auswertung gedreht, sich dann aber dazu entschieden, einfach alle Versionen hintereinander zu hängen.
Doch damit nicht genug: THE SUBSTANCE ist zudem noch extrem stylish gedreht, sei es durch ein reduziertes Sounddesign oder durch den Einsatz von Fisheye-Objektiven, die die Welt unnatürlich verzerren. Aber genau darum geht es Coralie Fargeat: eine verzerrte Wahrnehmung des weiblichen Körpers. Frauen wird immer wieder eingeredet, dass sie keine andere Wahl haben, als perfekt/sexy/heiter/dünn/jung/schön zu sein. Alles was von der – durch Männer definierten – Norm abweicht, hat angeblich die Aufmerksamkeit der Gesellschaft nicht verdient. Das führt zu immer absurderen Schönheitsidealen. Warum so etwas in der heutigen Zeit immer noch der Fall wird, ist mir unerklärlich. Und die sozialen Medien verstärken diesen Trend noch weiter. Daher begrüße ich Filme wie THE SUBSTANCE außerordentlich.
Jeder männliche Regisseur wäre mit einem Shitstorm überzogen worden, wenn er die Kamera immer wieder in Detailaufnahme auf den Allerwertesten seiner Protagonisten richtet – und das ist auch gut so. Fargeat hingegen nutzt dies als stilistisches Mittel, um gegen den Jugendwahn der Hollywood-Macher zu schießen. Das gelingt ihr außerordentlich gut, denn gerade die Mischung aus Feminismus und Hochglanz-Splatter macht THE SUBSTANCE so besonders. Gerade Freunde des Genres sollten sich dieses Meisterwerk nicht entgehen lassen – und alle anderen sei diese Tour de Force natürlich ebenfalls ans Herz gelegt.
The Substance (Großbritannien / USA 2024)
141 Minuten
Drama / Horror
Coralie Fargeat
Coralie Fargeat
Demi Moore, Margaret Qualley, Dennis Quaid
MUBI