Na das ging ja fix: Im Januar 2022 feierte ein dänisch-niederländischer Film beim Sundance Film Festival Premiere und erweckte das Interesse von Horror-Produzent Jason Blum. Zwei Jahre später kommt jetzt das US-Remake von SPEAK NO EVIL in unsere Kinos. Und Überraschung: Es ist sogar besser als das Original!
Im Urlaub in der Toskana lernt das US-amerikanische Ehepaar Louise und Ben Dalton (Mackenzie Davis, Scoot McNairy) den charismatischen Paddy Field (James McAvoy) und seine Frau Ciara (Aisling Franciosi) sowie ihren stummen Sohn Ant (Dan Hough) kennen. Gleichermaßen verwirrt und angezogen von der vereinnahmenden Ausstrahlung des Paares beschließen Louise und Ben, die beiden bei nächster Gelegenheit mit ihrer Tochter Agnes (Alix West Leffler) in deren Landhaus in Großbritannien zu besuchen. Doch was als als traumhafter Kurztrip beginnt, entwickelt sich sehr schnell zu einem verstörenden Albtraum…
Nach seiner Premiere beim Sundance Film Festival war das Original im November 2022 bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck zu sehen, ehe es im September 2023 in unsere Kinos kam. Jetzt, ein Jahr später, steht bereits das US-Remake (obwohl es komplett in Italien und Großbritannien spielt) in den Startlöchern. Normalerweise bin ich überhaupt kein Freund von solchen Neuverfilmungen, weil sich mir meist der Sinn nicht wirklich erschließt – denn in der Regel handelt es sich dabei um eine so gut wie szenengleiche Umsetzung, und das nur, weil die Amerikaner sich partout weigern, einen Film mit Untertiteln zu schauen. Doch in diesem Fall war ich positiv überrascht.
Das dänisch-niederländische Original konnte mich seinerzeit nicht wirklich überzeugen, irgendwie hatte Regisseur Christian Tafdrup die Geschichte gefühlt mit angezogener Handbremse erzählt, und für manche Entscheidungen der Protagonisten fehlte mir einfach ein triftiger Grund. Besonders bei einer Szene, in der es um ein Kuscheltier geht – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten –, war die Handlung der Eltern nicht wirklich nachvollziehbar. Im Falle des Remakes hingegen nimmt sich Drehbuchautor und Regisseur James Watkins die Zeit, um die persönliche Bindung der Tochter zu eben diesem Kuscheltier plausibel aufzubauen.
Aber die Neuauflage von SPEAK NO EVIL lebt auch ganz stark von James McAvoy, der hier mal wieder seine finsterste Seite auspacken kann und das sichtlich genießt. Als Zuschauer ist es eine wahre Freunde, ihm bei der Wandlung vom netten Gastgeber zum bösartigen Psychopathen zuzusehen. Was für eine Tour de Force!
SPEAK NO EVIL erfindet das Horror-Genre sicherlich nicht neu, zeigt aber, dass es in ganz seltenen Ausnahmefällen doch möglich ist, aus einem mittelmäßigen einen starken Horrorfilm zu machen.
Speak No Evil (USA 2024)
110 Minuten
Horror
James Watkins
James Watkins
James McAvoy, Mackenzie Davis, Scoot McNairy, Aisling Franciosi, Alix West Lefler, Dan Hough
Universal Pictures International Germany GmbH