The Inspection

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Von Roman Polanski gibt es ein denkwürdiges Zitat. Auf die Frage bei einer Pressekonferenz, was denn die „Message“ seines Filmes sei, antwortete er: „Wenn der Film eine Botschaft hätte, würde ich sie mit der Post schicken.“ Diese Anekdote kam mit beim Betrachten von THE INSPECTION sofort in den Sinn. Regisseur Elegance Bratton hat unverkennbar sehr viel Autobiografisches aufgegriffen, um uns seine „Message“ um die Ohren zu schlagen. Das ist unschön – und extrem penetrant! Trotz des guten Willens!

Ellis French (Jeremy Pope) lebt als Obdachloser in New York. Als Jugendlicher war er von seiner streng religiösen Mutter Inez (Gabrielle Union) wegen seiner Homosexualität verstoßen worden. Doch Ellis hat einen Traum: Er möchte unbedingt zu den Marines. Und er erhält tatsächlich einen Platz im Ausbildungscamp. Wer Stanley Kubricks Militärdrama „Full Metal Jacket“ kennt, weiß, was Ellis von nun an erwartet: eine brutale, menschenverachtende Tortur der Vorgesetzten.

Diesen Drill muss jeder ertragen – doch als Ellis mit erigiertem Glied in der Gemeinschaftsdusche auftaucht, ist es um ihn geschehen: Er wird fast zu Tode geprügelt. Hetero-Männer verstehen hier keinen Spaß. Doch die Marines brauchen jeden Mann – und so darf Ellis bleiben. Bei der Vereidigung kommt sogar seine Mutter.

Auch Schwule dürfen zum Militär! In THE INSPECTION bilden Machismo und Militarismus eine unrühmliche Verbindung. Grenzwertig! Hier hat Regisseur Elegance Bratton ganz offensichtlich seine eigene Geschichte erzählt – doch um welchen Preis? Immerhin: Das ist aller Ehren wert. Wir haben die Botschaft verstanden!