Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Die französische Schauspielerin und Regisseurin Maïwenn ist bekannt für ihre ungewöhnliche Themenwahl. Doch in JEANNE DU BARRY – DIE FAVORITIN DES KÖNIGS ist es nicht die Story – sondern ein verblüffender Besetzungscoup, der den Film so spektakulär macht. Kein Geringerer als Johnny Depp spielt in dem Barock-Historiendrama König Ludwig XV.

Das Thema ist nicht neu: Schon Ernst Lubitsch hatte 1919 in seinem Stummfilm „Madame Dubarry“ die letzte Geliebte des Königs auf die Leinwand gebracht. Maïwenn hat aus dem gleichen Stoff ein opulentes Biopic gemacht – und durfte dabei sogar an Originalschauplätzen in Versailles drehen.

Jeanne Vaubernier (Maïwenn) ist eine ehrgeizige und gesellschaftlich aufstrebende Bürgerliche, die ihren betörenden Charme zielsicher einsetzt. Ihr Liebhaber, der wohlhabende Graf du Barry (Melvil Poupaud), will sie unbedingt dem König vorstellen. Durch die Vermittlung des einflussreichen Herzogs de Richelieu (Pierre Richard) lernt Jeanne König Ludwig XV, kennen, den Johnny Depp genussvoll als alternden Lüstling spielt. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick, und Jeanne, inzwischen mit du Barry verheiratet, zieht in das königliche Schloss von Versailles, was einem Skandal gleicht. Als der König an Pocken erkrankt, pflegt sie ihn liebevoll bis zu seinem qualvollen Tod. Dieses Siechtum spielt Johnny Depp wohltuend uneitel. (Und wer das Glück hat, den Film in der Originalfassung zu sehen, darf Depps perfektes Französisch bewundern.)

JEANNE DU BARRY – DIE FAVORITIN DES KÖNIGS ist klassisches Ausstattungskino – ein bisschen altmodisch, aber sehr sympathisch. Und Maïwenn hatte das Glück, unter der Ägide des Kostümbildners Jürgen Doering einige überarbeitete Stücke der vergangenen Haute-Couture-Kollektionen des Hauses Chanel zu benutzen – quasi als Hommage an Karl Lagerfeld. Und die Hamburger Schauspielerin Pauline Pollmann darf – auch in der Originalfassung – als Marie-Antoinette, Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia und Gattin des späteren Ludwig XVI., einige Sätze auf Deutsch zum Besten geben.