Squaring the Circle – The Story of Hipgnosis

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Ein Mann geht eine einsame Allee entlang – auf seinem Rücken ein unförmiges Bündel. In einem Flur vor einer Tür angekommen setzt er sich und öffnet das Bündel: Zu sehen sind Fotos von LP-Covern, die wir alle kennen. Und genau in dieser Sekunde werden aus den Schwarzweiß-Aufnahmen farbige Bilder. So toll kann ein Dokumentarfilm beginnen! In SQUARING THE CIRCLE – THE STORY OF HIPGNOSIS erzählt der niederländische Regisseur Anton Corbijn („A Most Wanted Man“) die Geschichte des genialen britischen Designer-Duos Aubrey „Po“ Powell und Storm Thorgerson, die in den 1960er-Jahren das legendäre Grafik-Label „Hipgnosis“ gründeten. Der geheimnisvolle Titel des Films will sagen: Wie mache ich aus einer runden LP ein quadratisches Cover! Der Rest ist Geschichte…

Der Mann mit dem Bündel ist „Po“, der von sich und seinem inzwischen verstorbenen Kumpel Storm berichtet. Alles begann 1964 in Cambridge: Als die britische Polizei eine illegale Party der Underground-Szene sprengte, blieben die beiden Freunde und Kunststudenten einfach sitzen – sie hatten nichts zu verbergen. Auf der Party hatten sie die Mitglieder einer damals noch unbekannten Band kennengelernt: „Pink Floyd“. Und diese Musiker beauftragten die beiden Freunde, das Cover für ihre nächste LP zu entwerfen. Es folgte ein berühmtes Cover auf das andere: die Kuh von „Atom Heart Mother“, der brennende Mann von „Wish You Were Here“ und vor allem das magische Prisma von „The Dark Side of the Moon“. Plötzlich interessierten sich auch andere Bands und Musiker für das Design-Duo. Und so entwarf „Hipgnosis“ auch Cover beispielsweise für Led Zeppelin, 10cc, Peter Gabriel und Paul McCartney. Der begnadete Fotograf „Po“ und das Kreativ-Genie Storm bildeten eine wunderbare Symbiose. Der Name ihres Label ist übrigens ein englisch-griechisches Wortspiel: das englische „hip“ sein verbindet sich mit dem griechischen „Gnosis“ („Wissen“), was in der Zusammensetzung fast wie „Hypnose“ klingt.

Regisseur Anton Corbijn und einer seiner Produzenten Colin Firth (!) hatten das Glück, genug Geld zu haben, um die sündhaft teuren Musikrechte bezahlen zu können. Und so wird jedes Cover mit der authentischen Musik unterlegt. Ein Fest für Augen und Ohren…

Mit SQUARING THE CIRCLE – THE STORY OF HIPGNOSIS beweisen ein grandioser Regisseur und sein Team nachdrücklich, was im Bereich des Dokumentarfilms noch alles möglich ist. Und gleichzeitig ist der Film eine aufregende Reise durch die Rockmusik der 1960er- und 1970er-Jahre. Hingehen!