Imaginary

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Das Kino gibt es seit nunmehr 128 Jahren. Doch warum hat in all dieser Zeit niemand den Figuren in Horrorfilmen gesagt: Man steigt nicht die Treppe in den dunklen Keller des Hauses hinab! Doch in IMAGINARY macht Alice (Pyper Braun) genau das, als sie mit ihrer älteren Schwester Taylor (Taegen Burns), ihrem Vater Max (Tom Payne) und ihrer Stiefmutter Jessica (DeWanda Wise) gerade neu eingezogen ist.

Es ist das Elternhaus der (afroamerikanischen) Jessica, die im Alter von fünf Jahren nach einem Familiendrama das Haus verlassen musste. Im Keller findet Alice Jessicas damaliges Lieblingsplüschtier, einen Teddybären namens Chauncey. Doch der entwickelt dämonische Züge. Für die renommierte Firma „Blumhouse Productions“ hat Regisseur Jeff Wadlow nach „Wahrheit oder Pflicht“ und „Fantasy Island“ jetzt seinen dritten Horrorfilm vorgelegt.

Chauncey, der als „imaginäres Wesen“ (Filmtitel!) nur für Alice erkennbar ist, entpuppt sich als schreckliches Monster, das Alice entführt. Gemeinsam mit Jessicas damaligem Kindermädchen Gloria (Betty Buckley) machen sich Taylor und ihre Stiefmutter auf die Suche nach dem verschwundenen Kind – und landen in einem Paralleluniversum. Was ist damals passiert und was jetzt?

Regisseur Jeff Wadlow nutzt alle bekannten Horrorelemente, um uns auf falsche Fährten zu locken. Und das Ende ist natürlich nicht das Ende. Wadlow weiß, wie man seine Zuschauer foppen kann. Eine blaue Tür spielt dabei eine magische Rolle. Wie schön, dass die Diversitäts-Diskussion auch in Hollywood Einzug gehalten hat: ein weißer Mann und seine afroamerikanische Ehefrau – ein schönes Paar. Eine der vielen Pointen: Die Böse ist Max’ Ex-Frau. Eine Weiße! Und damit haben wir nicht wirklich die Handlung verraten.

Ein Plüschtier mutiert zum Monster. Das hatten wir schon. Deshalb birgt IMAGINARY keine Überraschungen. Was bleibt, ist solider Horror!