Der Film der Woche

Sick of Myself

23.03.2023

In der Anti-Rom-Com SICK OF MYSELF zeigt Berlinale-Shootingstar Kristine Kujath Thorp, warum sie aktuell zu den besten Schauspielerinnen Europas zählt.

Thomas (Eirik Sæther) ist Künstler, und seine Kunst besteht hauptsächlich darin, Designermöbel zu stehlen und in seine Kunstwerke zu integrieren. Als er damit tatsächlich erfolgreich wird, hat seine Freundin Signe (Kristina Kujath Thorp) ernsthafte Probleme mit seiner gesteigerten Popularität. Aber sie findet schnell eine Lösung: dubiose Pillen aus Russland, die als Nebenwirkungen seltsame Hautirritationen auslösen sollen. Kurzerhand nimmt sie gleich mehrere Packungen und spielt mit Geschwüren am ganzen Körper die Unwissende. Der Plan geht auf, und Signe wird mit Mitleid überhäuft. Die Medien berichten über ihre mysteriöse Krankheit, und selbst Thomas entschuldigt sich bei ihr. Doch dann artet alles aus und die Geschichte nimmt einen immer böseren Verlauf…

Ich muss zugeben, SICK OF MYSELF ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Die Verstümmelungen, die sich Signe zufügt, werden immer absurder – alles im Zuge der Aufmerksamkeitssteigerung. In einer Welt wie der unseren, in der Likes oftmals mehr zählen als andere Dinge, ist die Handlung gar nicht mal so abwegig, wenn auch stark übersteigert. Regisseur Kristoffer Borgli, der auch das Drehbuch geschrieben hat, sorgt dafür, das einem als Zuschauer das Lachen immer mal wieder im Halse stecken bleibt. Dort, wo andere Filmemacher einen Gang heruntergeschaltet hätten, legt er noch eine Schippe drauf. Das ist immer wieder unangenehm, bohrt Borgli den Finger doch so offensichtlich ständig tiefer in die Wunde.

Das Überzeugendste an SICK OF MYSELF ist aber Kristine Kujath Thorp, die gerade auf der Berlinale als einer der zehn europäischen Shootingstars ausgezeichnet wurde. Zu recht, so meine persönliche Einschätzung. Bereits vor zwei Jahren überzeugte sie als ungewollt Schwangere im hinreißenden „Ninjababy„. Obwohl er in allen Ländern, in denen der Film ins Kino kam, erfolgreich war und 2021 bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck als bester Jugendfilm ausgezeichnet wurde, hat der deutsche Verleih es leider vorgezogen, ihn im vergangenen Monat lediglich auf DVD zu veröffentlichen. Bei der letzten Ausgabe der Nordischen Filmtage in Lübeck war Kujath Thorp dann neben SICK OF MYSELF noch mit einem weiteren Film zu Gast: In „Den store stilhed“ (Die große Stille) ist sie als junge Nonne kurz vor ihrem Gelübde zu sehen, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Alle drei Rollen könnten nicht unterschiedlicher sein und zeigen, wie wandelbar Kujath Thorp ist.

Kurioserweise stammt SICK OF MYSELF von denselben Produzenten wie „Der schlimmste Mensch der Welt„, wobei der Titel hier eigentlich sehr viel besser passen würde. Wer sich nicht davon abgestoßen fühlt, immer mal wieder an die Grenzen des guten Geschmacks zu geraten, dem sei SICK OF MYSELF wirklich ans Herz gelegt. Alle anderen schauen ihn natürlich wegen Kristina Kujath Thorp.

Interview

Bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck hatte ich die Ehre, die wunderbare norwegische Schauspielerin Kristine Kujath Thorp zu interviewen. Wir sprachen über ihre Filme NINJABABY, SICK OF MYSELF und DEN STORE STILHED (The Great Silence), die alle in Lübeck zu sehen waren. Auf der diesjährigen Berlinale wurde Kristione Kujath Thorp übrigens als einer der European Shooting Stars ausgezeichnet.

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab12

Originaltitel

Syk Pike (Norwegen 2022)

Länge

98 Minuten

Genre

Drama / Komödie

Regie

Kristoffer Borgli

Drehbuch

Kristoffer Borgli

Darsteller

Kristine Kujath Thorp, Eirik Sæther, Fanny Vaager, Fredrik Stenberg Ditlev-Simonsen, Sarah Francesca Brænne, Ingrid Vollan, Kloumann Hallert, Andrea Bræin Hovig, Frida Natland, Guri Glans, Henrik Mestad, Matilda Höög

Verleih

MFA+ FilmDistribution e.K.

Filmwebsite

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