Lars Eidinger – Sein oder nicht sein

23.03.2023

Lars Eidinger zählt zweifellos zu den außergewöhnlichsten deutschen Schauspielern. Mit seiner Dokumentation LARS EIDINGER – SEIN ODER NICHT SEIN versucht Regisseur Reiner Holzemer nun ein wenig hinter die Kulissen des Ausnahmedarstellers zu blicken.

Ob Theaterbühne oder vor der Kamera: Zuhause fühlt sich Lars Eidinger überall, wo er seiner Kunst Ausdruck verleihen kann. Aber immer wieder polarisiert er auch mit seinem Auftreten. „Er sei schwierig“ hört man hier und dort von Kollegen. Doch wer der Mensch dahinter ist, wie er sich seinen Rollen nähert, was ihn antreibt, bleibt weitestgehend im Dunkeln. Genau an dieser Stelle setzt Regisseur Reiner Holzemer an und zeigt das Schauspieltalent ungeschminkt. Dass Eidinger seinen Job ernst nimmt, daran besteht mit Sicherheit kein Zweifel. Aber nimmt er sich vielleicht hier und dort vielleicht doch zu ernst?

Neun Monate durfte Holzemer seinen Star begleiten. Größtenteils beschränkt sich die Dokumentation jedoch darauf, wie Eidinger bei den Salzburger Festspielen 2021 die Hauptrolle des Jedermanns entwickelt. Für den Zuschauer sind das tatsächlich neue Einblicke, denn zu sehen, wie dort diverse Größen des deutschen Schauspiels zusammenkommen, ist durchaus interessant. Vor allem aber, weil Eidinger auch im Nachhinein nicht darauf bestanden hat, bestimmte Aufnahmen aus dem Film wieder entfernen zu lassen. Hält sich seine Eitelkeit vielleicht doch in Grenzen?

Es gibt, vor allem im Salzburger Umfeld, ein paar Szenen, in denen Eidinger die Beherrschung verliert und die ihn nicht unbedingt im besten Licht dastehen lassen. Holzemer lässt diese Szenen undokumentiert stehen, zeigt aber im Anschluss auch einen Schauspieler, der sein Verhalten Revue passieren lässt und erkennt, dass er vielleicht an der einen oder anderen Stelle zu weit gegangen ist. Das macht ihn menschlich, und so verzeiht man ihm als Zuschauer sehr schnell diese Ausbrüche.

Im großen und Ganzen hätte LARS EIDINGER – SEIN ODER NICHT SEIN den Kreis aber durchaus noch etwas größer fassen können. Zwar lässt der Regisseur auch Weggefährten wie Isabelle Huppert oder Olivier Assayas zu Wort kommen, mit denen Eidinger „Die Zeit, die wir teilen„, „Die Wolken von Sils Maria“ oder „Personal Shopper“ gedreht hat, aber für meine Begriffe kommen diese Episoden im Vergleich zu den Salzburger Festspielen leider viel zu kurz. Trotzdem bietet der Film einen interessanten Blick auf ein absolutes Ausnahmetalent.

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab6

Originaltitel

Lars Eidinger – Sein oder nicht sein (Deutschland 2022)

Länge

92 Minuten

Genre

Dokumentation

Regie

Reiner Holzemer

Drehbuch

Reiner Holzemer

Darsteller

Lars Eidinger, Juliette Binoche, Isabelle Huppert, Edith Clever, Angela Winkler, Verena Altenberger, Gustav Peter Wöhler, Thomas Ostermeier, Michael Sturminger, Olivier Assayas

Verleih

Filmwelt Verleihagentur GmbH

Filmwebsite

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