Wenn ein Franchise am Boden liegt, dann ist ein „weiter so“ die falsche Herangehensweise. Das dachte sich auch der Regisseur Dan Trachtenberg, nahm das Predator-Universum auseinander und setzte es neu zusammen. Das Ergebnis: Ein unfassbar starker Neuanfang…
Eigentlich hatte er den Auftrag, seinen jüngeren Bruder Dek (Dimitrius Schuster-Koloamatangi) zu töten, schließlich dulden die Clans der Yautja keine Schwächlinge – und genau so einer ist Dek in den Augen seines Vater. Doch im letzten Moment verschafft Dwei (Michael Homick) ihm zur Flucht. Auf sich allein gestellt hat Dek jetzt nur ein Ziel: seinem Vater beweisen, dass er ein gnadenloser Jäger sein kann.
Und so landet Dek auf dem abgelegenen Planeten Genna, wo er es sich zum Ziel gemacht hat, einen Kalisk zu fangen, die als untötbar gelten und an denen bislang jeder Predator gescheitert ist. Leichter gesagt als getan auf einem Planeten voller todbringender Kreaturen, bei der jeder Schritt der letzte sein kann.
Doch Dek erhält unerwartete Hilfe in Form des Cyborgs Thia (Elle Fanning) – oder vielmehr eines halben Cyborgs, schließlich sind ihre Beine irgendwo abhanden gekommen. Es bedarf ein wenig Überredungskunst seitens Thia, denn eigentlich jagen Yautja alleine, aber letztendlich darf sie ihn als sein „Werkzeug“ auf den Rücken geschnallt begleiten. Auf dem Weg zur Höhle der Kalisks trifft das ungleiche Paar auf das niedliche aber nicht weniger gefährliche Wesen, dass sie Bud taufen, und gemeinsam haben die drei so manchen Kampf zu überstehen. Dabei lernen sie, dass man mit Teamwork mitunter Erstaunliches erreichen kann…
1987, also vor knapp 40 Jahren, kam „Predator“ unter der Regie von John McTiernan in die Kinos, in dem es Arnold Schwarzenegger im südamerikanischen Dschungel mit dem außerirdischen Jäger aufnehmen musste. Der Film spielte mit dem Mysterium, das die Figur umgab, und das Publikum bekam ihn erst ganz zum Schluss zu Gesicht. Aufgrund des großen Erfolges erschien drei Jahre später gleich die Fortsetzung, dieses Mal unter der Leitung von Stephen Hopkins, dann wurde es etwas ruhiger. Erst 2004 und 2007 kamen erst Paul W. S. Anderson und dann Colin & Greg Strause auf die clevere Idee, die Predator-Welt mit dem Alien-Universum zu verschmelzen. Beide „Alien vs. Predator“-Teile setzten dabei vollends auf die Frage, welche der Spezies denn nun die Überlegenere ist.
2010 versuchte Nimród Antal, das Franchise mit „Predators“ wieder zu beleben, allerdings mit mässigem Erfolg. 2018 fuhr Shane Black mit „Predator Upgrade“ die Reihe letztendlich vollends gegen die Wand. Und jetzt kommt Dan Trachtenberg um die Ecke und zeigt allen, wie man es richtig macht.
Doch was macht Trachtenberg denn nun besser als seine Vorgänger? Nun ja, zuerst einmal geht er mit einem völlig neuem Ansatz an das Franchise heran. Ging es in bisherigen Filmen im Prinzip immer nur um die Klärung der Nahrungsketten-Rangfolge, beleuchtet Trachtenberg die Hintergründe und stellt sich die Frage, warum die Yautja überhaupt zu dem geworden sind, was sie sind: unerbittliche Jäger. Eigentlich ein schwieriges Unterfangen, wenn die bisherigen Film immer mit dem Geheimnis um die Figur gespielt haben. Daher geht Trachtenberg auch nicht den typischen Weg eines Prequels, sondern führt uns in die Welt dieser Kreaturen – oder besser auf ihren Planeten. „Ein Clan ist immer nur so stark wie sein schwächstes Mitglied“, heißt es gleich zu Beginn des Films. Doch was passiert, wenn genau dieses schwächste Mitglied doch noch seine Chance bekommt, über sich selbst hinauszuwachsen?
„Ein Predator kämpft immer alleine“, erwidert Dek gleich nach Ankunft auf dem Planeten Genna, als Thia ihn darum bittet, den weiteren Weg gemeinsam zu gehen. Doch es gelingt ihr mit ihren Nachfragen. seine Denkmuster zu durchbrechen. Und damit kommen wir gleich zum nächsten positiven Kritikpunkt: Die weiblichen Rollen in PREDATOR: BADLANDS sind nicht nur hübsches Beiwerk, sondern bringen aktiv die Handlung voran. Zudem steht Elle Fanning der Wandel vom schüchternen Everybody‘s Darling zur Badass-Lady verdammt gut. Und obwohl ich solche Formulierungen eigentlich überhaupt nicht mag, Fanning brilliert hier tatsächlich und legt eine der besten Performances ihrer Karriere vor. Chapeau!
Auch in technischer Hinsicht kann PREDATOR: BADLANDS überzeugen. Die Landschaften sehen glaubwürdig aus und stammen nicht aus der CGI-Hölle. Vielleicht liegt es auch daran, das der Film in Neuseeland gedreht wurde und man die Szenerie nur bedingt anpassen musste. Hier haben Wētā FX und Wētā Workshop wirklich beeindruckende Arbeit geleistet.
In PREDATOR: BADLANDS hören wir die titelgebende Figur zum ersten mal in Dialogen sprechen. Dafür brachte das Team den Linguisten Britton Watkins, der aus den wenigen, bisherigen Aussagen der Spezies in den Vorgängerfilmen eine eigene Sprache entwickelte. Für das Alphabet der Yautja griff Watkins u.a. auf die Glyphen zurück, die Creature Designer Alec Gillis für die ersten Filme entwickelt hatte. Er legte aber auch Wert darauf, dass die Sprache nur Laute enthält, die ein Yautja aufgrund seiner Physiologie überhaupt aussprechen kann. Was für ein Aufwand!
Dimitrius Schuster-Koloamatangi drehte seine Szenen immer im vollen Kostüm, lediglich sein Gesicht wurde ausgespart, um seine Mimik mithilfe von Tracking einzufangen. Später nutzte Wētā Digital diese Informationen, um uns einen Predator zu geben, wie man ihn zuvor noch nicht gesehen hat: Einer, dessen Wut, Schmerz, Entschlossenheit, Wildheit und – in flüchtigen Momenten – Sinn für Humor unter diesen berühmten Kiefern zum Vorschein kommen.
Aber auch Elle Fanning musste viel über sich ergehen lassen. Da die Beine ihrer Figur örtlich abwesend waren, musste ihre echten nachträglich digital entfernt werden. Und um das ein wenig zu vereinfachen, hing sie häufig in einem aufwendigen Seilsystem. Aber auch in einigen ihrer eindrucksvollen Kampfszenen war es für sie nicht einfach, denn alle synthetischen Menschen wurden von ein und demselben Schauspieler gespielt, der dann die Choreografien aller Figuren lernen musste.
Neben all diesen eindrucksvollen Dingen kommen aber auch die Fans nicht zu kurz, die vielleicht nur wegen der actiongeladenen Kampfsequenzen ihr Kinoticket lösen. Nein, auch von diesen gibt es zahlreiche Varianten, inklusive des offenbar zwingend notwendigen Endkampfes, auf den auch PREDATOR: BADLANDS nicht verzichten möchte. Doch im Gegensatz zu anderen Action-Filmen sind diese extrem gut getaktet, so dass man sich zum Glück nicht in einem endlosen CGI-Gewitter wähnt.
Mit PREDATOR: BADLANDS zeigen Dan Trachtenberg, sein Drehbuchschreiber Patrick Aison und sein Kameramann Jeff Cutter eindrucksvoll, dass ein Action-Reißer nicht immer zwingend hohl sein muss. Von dieser Art Blockbuster würde ich tatsächlich noch viel mehr sehen wollen…
Predator: Badlands (USA 2025)
107 Minuten
Horror / Action / Science-Fiction
Dan Trachtenberg
Patrick Aison
Patrick Aison, Dan Trachtenberg, basierend auf den Figuren von Jim Thomas und John Thomas
Jeff Cutter
Elle Fanning, Dimitrius Schuster-Koloamatangi, Mike Homik
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH