Dass ausgerechnet ein französisches Filmteam ein Remake eines Hollywood-Klassikers dreht, ist eher ungewöhnlich. Doch DER MANN DER IMMER KLEINER WURDE kann mit Jean Dujardin in der Hauptrolle tatsächlich überzeugen.
Paul (Jean Dujardin) ist Schiffsbauer und lebt mit Frau (Marie-Josée Croze) und Tochter (Daphné Richard) in einem wunderschönen Strandhaus am Meer. Als er beim Schwimmen im Meer in ein merkwürdiges Wetterphänomen gerät, denkt er sich zuerst nichts dabei, bis er irgendwann feststellt, dass sein Körper unaufhaltsam schrumpft. Die Ärzte sind ratlos, und Paul beginnt langsam aber sicher zu verzweifeln. So verwandelt sich seine vertraute Umgebung irgendwann in eine feindliche Welt, in der Begegnungen mit Katzen, Mausefallen und Spinnen zu einem Spiel auf Leben und Tod werden. Doch wie lange wird Paul um sein Überleben kämpfen können?
1956 erschien der Roman „The Shrinking Man“ von Richard Matheson, und bereits ein Jahr später verfilmte der Regisseur Jack Arnold die Geschichte, wobei Matheson selbst das Drehbuch schrieb. Wie auch im Original wird der Grund für das Schrumpfen der Hauptfigur auch in DER MANN DER IMMER KLEINER WURDE nie erklärt. In den 1950er-Jahren assoziierten die Zuschauer das Geschehen mit dem Kalten Krieg. Da die Weltmächte immer mehr der chemischen und atomaren Wissenschaft bedienen, sahen die Menschen im Film einen Zusammenhang mit solchen Experimenten, was durch die Verschwiegenheit des Militärs noch unterstützt wurde.
In der Neuauflage gestaltet sich das Ganze natürlich nicht mehr so einfach, doch auch Regisseur Jan Kounen entschied sich dazu, den Ursprung der mysteriösen Krankheit nicht zu enthüllen. Er selbst habe eine Erklärung dafür, so Kounen, aber die würde er nicht kundtun, damit sich jeder Zuschauer seine eigene Theorie zusammenreimen kann. Meine Vermutung geht eher in Richtung einer Metapher für das Leben an sich in unserer immer größer werdenden Welt, die uns mehr und mehr Möglichkeiten gibt, uns für etwas zu entscheiden. Und tatsächlich war es Kounen wichtig, nicht die Geschichte eines Mannes zu erzählen, der immer kleiner wird, sondern die eines Mannes, dessen Welt immer größer wird.
Technisch kann man an DER MANN DER IMMER KLEINER WURDE überhaupt nichts aussetzen. Aufgrund des begrenzten Budgets entschied man sich, die Welt nicht vollends digital zu erschaffen, sondern eine Mischung aus realen Sets und Green Screens anzuwenden. Hier haben Produktionsdesigner und Setdesigner wirklich einen tollen Job gemacht.
Persönlich hätte ich mir am Ende noch ein Abdriften in atomare Größen gewünscht, aber das wäre vermutlich zu viel verlangt. Denn schließlich ist genau der Punkt entscheidend, an dem sich die Hauptfigur mit ihrem Schicksal arrangiert – und genau diese Szene ist dem Team extrem gut gelungen.
In der Summe ist mit DER MANN DER IMMER KLEINER WURDE ein wirklich starker Science-Fiction-Film entstanden, den man so aus unserem Nachbarland vermutlich nicht erwartet hätte. Mit ein paar Abstrichen in der B-Note und in Bezug auf redundante Szenen haben wir hier wirklich einen sehenswerten Film. Und hey, nicht jeder Film muss perfekt sein, um zu unterhalten.
L'homme qui rétrécit (Frankreich 2025)
99 Minuten
Abenteuer / Science-Fiction
Jan Kounen
Christophe Deslandes, Jan Kounen, Richard Matheson
Christophe Nuyens
Jean Dujardin, Marie-Josée Croze, Stéphanie Van Vyve
Leonine Distribution GmbH